Samstag, 29. August 2015

Kalifornien - das neue Death Valley?

Wir fahren inzwischen langsam immer weiter westwärts. Ein Zwischenstopp in Las Vegas hat uns in Casinos und die ganze Glitzerwelt hineingefuehrt. Vieles läuft inzwischen nur noch über den Bildschirm. Die Leute dort sahen nicht besonders glücklich aus. Man sah eher verbissene verbiesterte Gesichter vor irgendwelchen Monitoren. Lediglich an den Pokertischen gab es Kampf Mann gegen Mann, im wahrsten Sinne des Wortes. Frauen waren dort die absolute Ausnahme. Draussen vor den Spielhoellen war Glamour um jeden Preis angesagt. Gigantische Wasserspiele, die im Rhythmus von Celine Dion und Titanic ihr Wasser heraus spritzen, eine Insel, die zu dramatischen Trommelklaengen plötzlich in einen Vulkanausbruch mit Feuer- und Wasserfontaenen ueberging, und das regelmäßig aller dreißig Minuten. Grosse Show, koste es, was es wolle, das können die Amerikaner wirklich hervorragend. Wir haben insgesamt 12 Dollar verbraucht - nicht am Spieltisch, sondern für einmal satt essen bei McDonalds mit gleichzeitigem Heimatkontakt wegen freiem WiFi.
Glitzer und Glamour in Las Vegas

Wir haben unser Auto getauscht....
Sensationell war für uns dann wieder das Death Valley. Vollgetankt und mit 13 Liter Wasser im Gepäck fuhren wir hinein. Dass Leute dort umkommen können, wurde uns recht schnell bewusst. Um 14.30 Uhr hatten wir in einer Senke 125 Fahrenheit, auf gut Deutsch 51,7 Grad Celsius im Schatten. Eine kurze Wanderung in einen Canyon bringt einen schnell an den Rand der Kräfte. Das Schwitzen hört auf, weil jeder sich bildende Tropfen Schweiß sofort vom erbarmungslos heißen Wind weggerissen wird, ohne Kühlung zu hinterlassen. Man merkt wie der Körper nur noch mit Mühe die 37 Grad halten kann. Am besten hält man es dann eben im klimatisierten Auto aus und fährt zu weiteren Glanzpunkten. Salzwueste 85 m unter dem Meeresspiegel, Sanddünen wie in Afrika, von Metallchloriden bunt gefärbtes Gestein oder die über 2000 m  hohen Berge ringsum, auf denen wir dann unser Zelt aufschlagen, um der Hitze aus dem Weg zu gehen, mit herrlichem Sternenhimmel, weil keine menschliche Siedlung in der Nähe ist. Am nächsten Morgen dann noch eine Querfeldein-Wanderung auf einen Gipfel alles unter annehmbaren Temperaturen.
Unendliche Weite im Death Valley

Und nirgendwo Wasser....
Bei der weiteren Fahrt durch Kalifornien spüren wir die Ausmaße der jahrelangen extremen Trockenheit. Ueberall nur Gelb- und Brauntöne, dort wo Grün sein müsste. Magere Kühe stehen auf vertrockneten Weiden, großflächig sieht man braune sterbende Nadelbäume. Auf unserem Campingplatz im Yosemite-NP hat es vier Jahre keinen Tropfen Niederschlag mehr gegeben, 75 Baume mussten gefällt werden, weil sie tot sind und drohten umzustuerzen. Mitunter liegen angekündigte seenahe Campingplätze inzwischen hunderte Meter vom Wasser entfernt. Man hofft sehr auf den angekündigten El Nino, der hoffentlich den so dringend benötigten Niederschlag bringt.
Trotzdem sehen wir wieder eindrückliche Naturwunder, beispielsweise die 2500 Jahre alten Sequoia- oder Mammutbaueme, die von ihrer Größe her, uns wie Zwerge vorkommen lassen. Meist sind sie derzeit eingehuellt in einen grauen Dunstschleier vom in der Nachbarschaft gerade brennenden Kings-Canyon-NP. Was für uns wie eine große Katastrophe klingt, wird hier erstaunlich gelassen genommen. Brände hat es immer gegeben und sie helfen das natürliche Gleichgewicht zu halten, sagt man. Und tatsächlich: Samen der Sequoias keimen erst, wenn sie grosser  Hitze ausgesetzt waren, wie nach grossen Bränden.
ein Sequoia

oder Mammutbaum
Im Yosemite-NP beeindrucken die kuppelfoermigen Gipfel, die erst vor 10.000 Jahren durch eine Eiszeit glatt geschliffen wurden und die 1.000 m hohen Steilwände, wie El Capitan, die Herausforderung für Kletterer schlechthin.
Phantastische Bergwelt im Yosemite


Wir wandern wieder fast täglich und es ist schon etwas merkwürdig, wenn ich nur noch mit Mühe meiner Tochter Theresa an den steilen Anstiegen folgen kann. Was das wirklich heißt, können wohl nur meine Fussball-Kollegen richtig einschätzen....
Angels Landing im Zion NP - einer der bezwungenen Gipfel
Hier ist noch herrlichster Sommer und auch das Baden kommt nicht zu kurz, natuerlich nur, wenn Flüsse und Seen noch genügend Wasser haben. Wir gruessen herzlich Richtung Deutschland...
Etwas kalt, aber herrlich erfrischend

Samstag, 22. August 2015

Wandern auf dem Colorado-Plateau

Inzwischen sind wir 1000 km südlich in Utah angekommen. Hier befinden sich einige Nationalparks, die fast ineinander übergehen. Sie alle werden vom Colorado begrenzt oder durchflossen. In der Regel kann man in die Nationalparks mit dem Auto einfahren, kommt an guten Aussichtstellen vorbei oder kann den einen oder anderen markierten Wanderweg nutzen. Selbstständige größere Wanderungen sind nur schwer möglich, meist mit Extraerlaubnis der Nationalpark-Verwaltung.

Arches Nationalpark



Das Klima hier ist schon ziemlich extrem. Wir campen in der Regel auf Höhen von ca. 2000 m. Morgens haben wir manchmal 5-6°C, so dass wir frierend aufstehen, am Tage fast 40 °C. Ständig tragen wir literweise Wasser im Rucksack und brauchen es auch meist auf. Was wir dafür zu sehen bekommen, ist schon atemberaubend. Jeder Nationalpark hat sein eigenes Gepräge. Immer ist es eine Mischung aus Basalt und rotem Sandstein. Mal entstanden dank der Erosion viele Fenster und Brücken wie im Arches NP, mal hat sich ein Fluß 600 m tief in ein Plateau eingeschnitten und man kann im Wasser am Grund des Canyons entlangwandern, wie im Zion NP. Im Bryce-Canyon stehen die Sand-Kleckerburgen des Ostsee-Strandes plötzlich als 200 m hohe Felsnadeln auf einer unüberschaubaren Fläche und lassen uns vor Ehrfurcht erstaunen.

Bryce-Canyon


Am beeindruckendsten war aber eine Wanderung durch die Halbwüste hin zu einem Slot-Canyon, der weit ab von den vielen Besuchern der Nationalparks existiert. Wir haben dank exzellenter Beschreibungen im Netz und teilweise auch durch Hilfe des GPS-Gerätes gut hingefunden. Verlaufen sollte man sich dort nicht. Man wird wahrscheinlich nicht so schnell wieder gefunden.
die Wüste fordert Opfer

auch wir haben Durst....

Am Eingang mußten wir erst hüfthoch durch Wasser waten, dann noch etwas Kaminklettern, dann waren wir im Inneren des Slots und begeisterten uns an den Farben und der Formenvielfalt.

etwas Kaminklettern

und ein bißchen waten....

schon ist man drin im Slot....


Offensichtlich gibt es noch viele solcher versteckter Stellen, das Land ist einfach unheimlich groß. Wir werden auf der Rückahrt vom Pazifik hier nochmal herkommen, um im südlichen Teil dann den Grand Canoyn zu besuchen.
Gewarnt wurden wir immer wieder vor der großen Zahl von Klapperschlangen, die es hier geben soll. Wir haben aber (leider?) noch keine gesehen.
zum Glück nur Bilder

Wir grüßen Deutschland, wo ja bald die Schule wieder losgehen sollte, aber das ist jetzt wirklich weit weg......
romantische Campingstellen

und ab und an ein Bad im Wasserfall

Montag, 17. August 2015

Bären, Büffel und Geysire - Yellowstone Nationalpark

1000 km nach Norden. Yellowstone in Wyoming, dort wo es mehr Wölfe und Bären gibt als Menschen.Die erste Nacht dürfen wir nicht im Zelt verbringen, weil es wegen der Bären zu gefährlich ist. Wir quetschen uns in unser Auto und werden am nächsten Morgen belohnt. Eine Bärenmutter führt ihre drei Jungen aus. Wir können es unmittelbar vom sicheren Auto aus mit verfolgen.

Das ist das Exemplar, hier noch ohne Junge
Im Yellowstone NP hat man den letzten Büffeln Amerikas eine Heimat gegeben, inzwischen sind einige Herden daraus geworden und wir haben häufig Gelegenheit die stattlichen Tiere beim Äsen zu beobachten. Sonst lebt der Park von seinen grandiosen Naturspektakeln.
Einer unter vielen....

Der neue Fotoapparat hat ein gutes Tele....
Überall schießen Geysire aus dem Boden. Das Gestein glänzt in allen nur vorstellbaren Farben. Ein Hauch von Schwefel liegt immer in der Luft.

Genau zum neuen Ausbruch sind wir da
Tiefe Felseinschnitte, Wasserfälle, dann aber auch wieder ausladende Wiesen mit munteren Bächen und überall gelbe und rötliche Felsen. Drei Tage durchfahren wir den Park, ab und an wandern wir, es könnte noch viel länger sein, aber der Respekt vor den Bären ist groß.


Ein Wermutstropfen bleibt. Auf einem Campingplatz verschwindet meine neue heiß geliebte Softshell-Jacke, aller Voraussicht nach wurde sie geklaut. Vielleicht sind die Amerikaner doch nicht so freundlich oder ein Bär bereitet sich schon jetzt auf den Winter vor....

Der dicke Bauch kommt von der Bauchtasche....

Es geht uns trotz einiger Strapazen sichtlich gut

Montag, 10. August 2015

Überwältigender Start - New York


Der Start ist geglückt. Ein langer Flug hat mich über Oslo nach New York geführt. Dank einer halben Tavor hat mich meine notorische Flugangst nicht ganz so fest im Griff gehabt und ich konnte den Blick auf Grönland in vollen Zügen genießen. Auf der linken Seite des Flugzeugs das tief gegliederte Land mit dunklen Felsen und weitflächigen Gletschern, mit tiefen Buchten und zugefrorenen Fjörden ohne eine Spur menschlichen Eingriffs, einfach unberührtes Land, auf der rechten Seite  eine einzige weiße Schneefläche, grandios, begeisternd. Die Gedanken zum Klima kamen ganz von allein....
Pirnaer Abschiedsabend

Grönland
New York. Jedes Klischee wurde erfüllt. Die Skyline - eine unglaubliche Demonstration menschlicher Macht und amerikanischem Reichtums. Unzählige Wolkenkratzer, einer neben dem anderen. Gleich am ersten Morgen habe ich meine abgewrackte aber unschlagbar preiswerte Unterkunft verlassen und bin über die berühmte Brooklyn-Bridge gelaufen, fast allein, weil es noch so zeitig war. Irgendwie überwältigend.

 Nur die Südspitze von Manhattan 
Brooklyn-Bridge
Später bei meinen langen Stadtspaziergängen durch die wirklich sprichwörtlichen Straßenschluchten von Manhattan die unglaublich große Anzahl verschiedener Nationalitäten, die "Weißen" waren in der Minderzahl, eine Horrorvorstellung für manch einen Freitaler. Die Wall-Street kam einem inmitten der Wolkenkratzer fast bescheiden vor. Auch der Broadway. Der menschenüberfüllte Time-Square war übersät von überdimensionierten Werbebildschirmen - ein Sinnbild unserer Zeit. Auch der Central-Park war wieder typisch New York - unglaublich groß und trotzdem mitten in Manhattan. Wohltuend war die Freundlichkeit der Amerikaner. Jeder half einem weiter, wenn ich ihn in meinem schwachen Englisch um irgendeine Auskunft bat....

Selfie am John Lennon Gedenkplatz im Central Park
Nervig empfand ich die neue Selfiestab-Mode. Überanstrengte Touristen laufen mit genervtem Gesichtsausdruck durch die Stadt, plötzlich wird der Stab aktiviert - ein bezauberndes Lächeln überkommt die Person, es wird abgedrückt und schon bei der Bildkontrolle verwandelt sich die Mine zurück in ihre gestreßte Form. Gewöhnungsbedürftig.
Es gäbe noch viel zu erzählen, aber für den Anfang soll das erst mal genügen. Inzwischen bin ich in Denver angekommen, habe Theresa getroffen und genieße die Gastfreunschaft der Familie ihrer Freundin Danielle.