Freitag, 25. Dezember 2015

Weihnachtsgrüße aus Patagonien

In einem Nachtflug von Antofagasta nach Punta Arenas überwanden wir mehrere Breitengrade und kamen der Antarktis bedrohlich nahe. Auch wenn wir nicht nach Feuerland übersetzen konnten, befanden wir uns südlicher als am Kap der Guten Hoffnung oder am Südzipfel von Neuseeland. Spürbar wurde das für uns in erster Linie durch einen Temperaturumschwung um fast 20 °C. Der patagonische Sommer schien kälter zu sein als der europäische Winter, wie wir durch Mails aus der Heimat erfuhren. Fröstelnd bestaunten wir die Magellan-Straße oder den von seinem Denkmal beherrschten Hauptplatz des Ortes.
Die Antarktis ist nicht mehr weit.
Patagonische Weite....
Magellans Victoria auf dem Weg um die Welt.
Als wir dann in Richtung Norden zum Nationalpark Torres del Paine aufbrechen, fahren wir durch recht merkwürdige Gegenden, die den Charakter der Landschaft gut beschreiben, beispielsweise auf der "Straße zum Ende der Welt", durch die Provinz "Letzte Hoffnung", durch das Örtchen "Einsamkeit". Die Bevölkerungsdichte beträgt hier 1 Mensch pro Quadratkilometer, das ist noch weniger als in der Atacama. Von den ersten 3000 angesiedelten Spaniern, die ein paar Jahrzehnte nach Magellan in Patagonien Fuss fassen wollten, überlebte kein einziger, alle fielen dem Hungertod zum Opfer. Die wenigen patagonischen Ureinwohner, die in dieser unwirtlichen Gegend lebten, wurden erst behelligt und ausgerottet, als man erkannte, dass die Gegend mit den endlosen Grasflächen zur Schafzucht gut geeignet war. Bis zum Bau des Panamakanals mussten alle Schiffe, die an die Westküste Amerikas wollten durch die Magellanstrasse.  Die sich dadurch nach und nach ansiedelnden Menschen aus aller Herren Länder, auch aus Deutschland, brachten die störenden Ureinwohner einfach um, vor allem dann, wenn sie es gewagt hatten, ein "weißes Guanaco", also ein Schaf zu erlegen. Dann wurden drakonische Bestrafungsaktionen durchgeführt, so dass letztlich keine Ureinwohner überlebten.
Wir begegnen der letzten der vier Kamelarten Südamerikas,
dem Guanaco, auf Schritt und Tritt.
Unser schönster Campingplatz, zudem auch noch kostenlos.
Auch ohne Menschen weit und breit ist Vorsicht geboten,
eine Nandufamilie überquert die Straße.
Nach 200 einsamen Kilometern durch den patagonischen Frühsommer mit zahlreichen blühenden Gräsern, Kräutern und Sträuchern erreichen wir den zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Park bei zwar für Patagonien typischen Nebel mit Nieselregen, aber ohne den legendären patagonischen Sturm, der eigentlich 300 Tage im Jahr tosen soll. Im Torres del Paine wandern entweder Gutbetuchte, die sich ein Nachtlager in den überteuerten Refugios leisten können oder die Hartgesottenen, die ihr Zelt auf dem Buckel tragen und dazu noch ihre Verpflegung, weil es im Park nicht einmal Brot zu kaufen gibt. Dafür gibt es köstliches und kostenloses Quellwasser in jedem Taleinschnitt.
Gewaltige Gletscher....,
...schneebedeckte Berge mit donnernden Lawinenabgängen...,
und tiefblaue Seen begleiten uns im Nationalpark.
Nach einer ersten 30 km Wanderung mit Kälte und Regen, erwachen wir am zweiten Morgen bei herrlichem Sonnenschein und können einen der seltenen Sonnentage genießen. Der Anblick der schneebedeckten Felsnadeln, der in der Ferne blau schimmernden Gletscher mit ihren türkisblauen Seen davor, inmitten einer zart blühenden Landschaft unter dem gleißenden Sonnenlicht hat sich tief in unsere Erinnerung eingebrannt und lässt die Anstrengung mit den elendiglich schweren Rucksäcken schnell vergessen.
Nach kalt durchfrorener Nacht endlich wärmende Sonne am Morgen
2011 fackelten Schweizer Touristen beim Campen große Teile des Waldbestandes ab,
 trotzdem setzt sich die Schönheit der Natur durch.
Torres del Paine - die Türme des blauen Himmels
Bei den langen Wanderungen können wir interessante Nationalitätsstudien betreiben. Die stets höflichen und freundlichen Argentinier und Chilenen laufen häufig mit lauter Musik durch die Bergwelt. Deutsche, besonders Sachsen, sind in der Regel etwas zurückhaltend aber gegenüber Landsleuten dann sehr gesprächig. Chinesen tragen trotz bester Bergluft meist ihre obligatorische Atemmaske. US-Amerikaner erkennt man in erster Linie daran, dass sie zwar gut gelaunt aber immer mit äußerstem Selbstbewustsein ausgestattet, nie auf die Idee kommen, einem entgegenkommenden Wanderer auf dem schmalen Weg Platz einzuräumen. Überall auf der Welt gilt, dass ein bergauf laufender Wanderer an engen Stellen wie im Straßenverkehr Vorfahrt genießt. Nur US-Amerikaner scheinen die Regel nicht zu kennen. Freundlich grüßend und sich laut unterhaltend gehen sie einfach immer gerade aus und du wirst unbemerkt schier in den Abgrund gedrängt.
Der eisige Gletscherwind läßt uns das deutsche
Vermummungsverbot übertreten.
Abendbesuch am Campingplatz

Trotz des schweren Rucksacks hängen wir nicht durch.
Später besuchen wir den vielleicht berühmtesten Gletscher der Welt, Perito Moreno, der bereits in Argentinien liegt und Teil des größten zusammenhängenden Gletschergebietes der Welt außerhalb der Polgebiete ist, dass viermal so groß ist, wie das der Alpen. Zum einen ist er der weltweit einzige Gletscher, der trotz Klimawandel immer noch wächst, zum anderen arbeitet er sich mit einer Geschwindigkeit vorwärts, dass jeder Besucher das Herabfallen von riesigen Eisbrocken erleben kann. Auch hier haben wir wieder großes Glück, wenig Wind und Sonnenschein bieten optimales Wetter, um ein paar Stunden dem spannenden "Kalben" zuzuschauen.
Der vier Kilometer breite Gletscher...
...zieht uns mit seiner kalten Schönheit...
...und seiner kraftvollen  Bewegung in seinen Bann.
Inzwischen ist der Heilige Abend. Er verläuft in Patagonien ziemlich unspektakulär. Wir sind am späten Nachmittag wieder über die Grenze nach Chile gereist und machen es uns noch etwas gemütlich. Leider hatten wir in Argentinien noch schnell eingekauft und nicht daran gedacht, dass keine Lebensmittel und landwirtschaftlichen Produkte in Chile eingeführt werden dürfen. Erbarmungslos haben die Grenzer Eier, Obst und edlen Hackepeter in die Mülltonne gestopft. Für uns zum Glück haben aber auch hier die Geschäfte am Heilig Abend bis 20.00 Uhr offen.
Wir haben uns inzwischen eine kleine Hütte gemietet und werden über Weihnachten etwas ausruhen. Kurz vor Mitternacht, nachdem es gerade dunkel geworden war, bekamen wir von unseren Quartiergebern noch einen deftigen Weihnachtsbraten serviert. So läßt es sich gut leben. Wir senden an alle ganz, ganz herzliche und liebe Weihnachtsgrüße. Ramona und HW
Auf der Suche nach weihnachtlicher
Stimmung finden wir reife Kirschen....
...und futuristisches Weihnachtsambiente.
Bei diesem Wind weht es aber auch jede Kerze aus.

Samstag, 19. Dezember 2015

Das Altiplano - ein Wechselbad der Gefühle


Ein zweites Mal wagen wir uns durch die Atacama bis auf die Höhen der Anden, ins Altiplano. Wir reisen in einem Gebiet, was Chile Ende des 19. Jahrhunderts im sogenannten Salpeterkrieg anektiert hat. 
Wüste - ein Ende ist nie in Sicht...,
... für Überraschungen ist sie stets offen...,
....und Farben und Formen begeistern immer wieder.
Der sprichwörtliche Chilesalpeter, der hier abgebaut wurde, war in der Landwirtschaft als Dünger weltweit unabdinglich und konnte recht leicht zu Sprengstoff verarbeitet werden. Im Krieg verlor damals Peru große Flächenanteile sowie Bolivien seinen Zugang zum Meer, um den es aber gegenwärtig vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag scheinbar recht erfolgversprechend kämpft.
Wir besuchen dabei die Geisterstadt Humberstone, die fast ein Jahrhundert lang den Arbeitern in der Salpeterproduktion als Wohn- und Arbeitsort diente. Wir laufen durch die damalige Vorzeigestadt, die sogar ein Theater und ein Schwimmbad besaß, für die damaligen Verhältnisse echter Luxus. Die Besitzer der Salpetergruben und der Stadt sorgten jedoch dafür, dass die guten Löhne wieder zurück in ihre eigenen Taschen flossen. Sie zahlten mit einer betriebsinternen Währung, die nur in Humberstone galt.
Durch die Straßen weht der Geist von Humberstone.
Alte Technik zum Anfassen.
Der Zug fur Humberstone ist lange abgefahren.
Die Ruinen von Werk und Stadt wirken in der Wüstenumgebung doppelt beeindruckend. Wir dürfen fast alle Räume durch knarrende Türen betreten und steigen über vor sich hin rostende Produktionsuntensilien. Deutscher Forschergeist sorgte schon bald für das Ende des Salpeterbooms. Haber und Bosch erfanden die Möglichkeit aus Luftstickstoff Ammoniak herzustellen, was zur allmählichen Schließung aller Gruben in Chile führte und somit auch zum Verlassen von Humberstone.
In einem kleinen Wüstenörtchen mit etwa 30 Einwohnern können wir die vielleicht kleinste Schule Chiles besuchen. Die allein angestellte Lehrerin Donna Lilly hat lediglich drei Schüler zu betreuen. Es geht familiär und sehr locker zu. Wir schwatzen und spaßen mit den drei Kleinen, so weit es unsere Sprachkenntnisse zulassen. Zumindest leistet sich das chilenische Bildungssystem diesen Luxus und lässt die Kinder wenigstens bis zur 5. Klasse in ihrer Familie. Später dann müssen sie natürlich in das Internat der weit entfernten Stadt.
Donna Lilly mit der kleinsten Klasse Chiles.
HW zeigt Bilder aus der großen weiten Welt.
Don Luis hat Gefallen an Ramona gefunden.
Im Dörfchen übernachten wir bei Don Luis, einem 87 jährigen älteren Mann, der noch auf der Suche nach einer dritten Frau war, da die beiden ersten unglücklicherweise frühzeitig verstorben waren. Er lebte wie die anderen im Dorf mit zwei Stunden Strom am Abend zwischen 8 und 10 Uhr, zum Telefonieren musste er erst drei Kilometer fahren und einkaufen konnte er nur in einem Miniladen, der wirklich nur die nötigsten Grundnahrungsmittel besaß.
Viel Verkehr auf unserer Schotterpiste.
Von weitem freut man sich auf ein Dorf,
dann ist es aber meistens verlassen und einsam.
Abendmeditation kurz vor dem Einmummeln in den Schlafsack.
Auch im Altiplano-Hochland fahren wir  wiederum durch fast menschenleere Gebiete und sind aufs Neue fasziniert von dem Farbenreichtum der kargen Landschaft. Immer wieder sehen wir Lama- und Alpacaherden, aber auch unglaublich schnell davon rennende Nandus oder Viscachas, die zwar Verwandte des Meerschweinchens sind, aber eher wie Hasen mit eingerolltem Schwanz aussehen.
Der 6330 m hohe Parinacota an der Grenze zu Bolivien,
leider für uns etwas in Wolken gehüllt.
Nandus, straußenähnliche Großvögel, die mit
erstaunlicher Geschwindigkeit davon sprinten können.
Eine kleine Rauchfahne über einem der zahlreichen aktiven Vulkane.
Es geht auf schmalen Pisten vorbei an köchelnden Vulkanen, den aus jedem Blickwinkel sich anders darstellenden Salzseen,  durch scheinbar verlassene Dörfer hin zu Berggipfel, die aus der Ferne so aussehen, als ließen sie sich ganz einfach besteigen. Wir lassen uns auf ein neues Bergabenteuer ein und besteigen ein willkürlich ausgesuchten fast 5000 m hohen Gipfel. Die dünne Luft und die durch die unendlich empfundene Weite unterschätzte Entfernung lassen die Querfeldein-Besteigung zu einer körperlich echten Herausforderung werden.
Ein täuschender "Vulkan"
Höhenrekord für Ramona - 4862 m 
Dabei haben wir eine völlig überraschende Begegnung mit einem Kondor, der uns genauestens inspiziert und ganz knapp über unseren Köpfen kreist. Offensichtlich hatte es sich in der Anden-Kondorpopulation herumgesprochen, dass meine erste Sichtung im Colca-Canyon nicht ganz meinen Vorstellungen entsprochen hatte.
Seine Majestät, der König der Lüfte.
Greift er an oder läßt er Gnade walten?
Erholen können wir uns in einer mit 51 °C fast zu heißen Thermalquelle, die aber menschenleer ist und nach kalter Nacht im Zelt (beim Aufstehen ist der kleine Bach mit Eis überdeckt) unseren Gliedern sehr wohl tut. Wir sitzen wie in einer Badewanne, werden von der aufgehenden Sonne mit Licht übergossen und schauen inmitten von in der Nähe weidenden Vicuñas und emsig vor sich hin fischenden Flamingos in die unfassbar schöne Bergwelt.
Ein grauer, noch ungeschminkter Flamingo bei der Morgentoilette.
Die Einsamkeit des Altiplano.
Die beglückendeste Badewanne der Welt.
Dann geht es wieder zurück zum Pazifik. Ein letztes Mal wird die so tot wirkende aber bei näherem Hinschauen doch recht lebendige Atacama durchfahren. Die Staubfahnen hinter unserem Auto vermischen sich mit den kreiselförmigen Windhosen über dem Wüstenplateau und wir sind froh in einem Hostel in der Pazifikstadt Iquique all unsere völlig durchstaubte und sich echt eklig anfühlende Kleidung in die Wäsche zu geben. Wir stürzen uns am Vorabend des 3. Advents in die recht kalten aber herrlich erfrischenden Riesenwellen des Pazifiks.

Auch im Norden Chiles gibt es vereinzelt Elendsquartiere.
Pazifischer Abschied von der Atacama.
Inzwischen sind wir ein paar tausend Kilometer weiter südlich angekommen, blicken in Punta Arenas an der Magellanstraße auf das sagenumwobende Feuerland und bereiten uns auf unsere Patagonientour vor. Wir grüßen Euch alle zum 4. Advent, Ramona und HW.


Samstag, 12. Dezember 2015

Atacama - kein Wasser in Sicht

Nachdem sich bei meiner nun schon fast vier Monate andauernden Reise das Wohlstandsgefälle immer weiter verringert hatte, ging es beim Grenzübertritt nach Chile plötzlich steil nach oben. Es gab auf einmal wieder markierte Straßen mit normalen Autos statt Rostlauben und Verkehrsregeln, die jeder kannte und weitestgehend beachtete.
Antofagasta, als erste größere Stadt Chiles, zeigte sich von seiner edlen Seite mit Supermärkten, die von der Größe her die deutschen in den Schatten stellten. Nach unserem Wiedersehen, dass durch einen technischen Defekt am Flugzeug um einen Tag verzögert wurde, brachen wir recht schnell in die vor den Toren Antofagastas liegende Wüste Atacama auf.
Antofagasta ganz eng zwischen Fels und Pazifik liegend
Die trockenste Wüste der Erde, mit Orten, die seit hunderten von Jahren keinen Tropfen Regen mehr gesehen haben, erstreckt sich über fast 4000 km entlang des Pazifiks von Südperu aus weit in den Norden Chiles hinein. Je weiter man in Richtung Osten auf den ersten  6000 m hohen Andenkamm zufährt, um so höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass wenigstens ab und an etwas Niederschlag fällt. Häufig rauscht dieser aber in Form von Wolkenbrüchen hernieder und verwüstet im wahrsten Sinne des Wortes vorhandene Ortschaften. Wir hatten uns im Voraus einen Pickup gemietet, der uns auch auf holprigen Schotterpisten eine pannenfreie Fahrt versprechen sollte.
Suchbild: wer findet HW?
Nur ganz wenige Farbtröpfchen im Wüstenschutt
Vicuñas sind aber häufig zu sehen
So hat Ramona die Zeit erlebt:
"Unser erstes Ziel, das wir ansteuerten, war der größte Salzsee Chiles, der Salar de Atacama, der die sechsfache Größe des Bodensees besitzt. Er liegt auf einer Hochebene und wird besonders in der Abenddämmerung angepriesen, da er dann in warmen und kitschigsten Farbtönen erstrahlen soll. Die Salzkristalle erscheinen eher braun durch den Wüstensand, der durch die riesige Ebene gepustet wird. Auch Flamingos und andere Wasservögel tummeln sich dort in den Wasseransammlungen. Ganz so toll haben wir beide den Abend am Solar nicht empfunden, aber dafür sollten noch andere fantastische Natureindrücke folgen.
Ein einsamer Flamingo über dem Salzsee.
Man verliert bei bester Sicht leicht die Entfernungsrelationen...
...wir können teilweise weit über Hundert Kilometer in die Landschaft schauen.
Ein nächster Trip führte uns oberhalb des Salars in die Berge. Eine kleine Wanderung ließ unseren Blick über den riesigen Salzsee schweifen. Uns beeindruckten die vielfältigen Farben und Formen der Felsen ringsumher. Der Himmel erschien so blau, wie selten erlebt. Ganz weit oben zwischen herrlichen Gipfeln erlebten wir drei wunderschöne Lagunen, die teilweise so surreal wirkten, dass Dalí seine wahre Freude daran gehabt hätte. Die Lagunen sind sehr salzhaltig, so dass die Oberlächen wie eine vereiste Wasseroberfläche wirkte. Wirklich atemberaubend schön!
Ähnlich wie auf der anderen Seite in Bolivien....
...Salzseen mit blendendem Weiß....
...und zahlreichen Tieren in der kargen Landschaft.
Eine Zeitlang verweilten wir danach in einem kleinen Oasenstädchen, San Pedro. Es ist Anziehungsort für junge Leute, die wie wir vor 30 Jahren wirkten (Hippies eben). Ein buntes Hostel mit Hängematten und multikulturellen Menschen war so für eine Nacht unser Quartier.
In der Nähe von San Pedro gab es noch zwei Sehenswürdigkeiten, die uns anzogen. Zum einen war es das Valle de la Luna, eine Landschaft, die mit tollen Schluchten und weiten dunkelbraunen vulkanischen Sandgebieten beindruckte. Zum anderen war es das Tal des Todes, das unseren Jeep durch seine Sanddünen auf die Probe stellte...wir gaben dann an einer Stelle doch lieber auf...der Name des Tales flößte uns Respekt ein.
Hostelflair in San Pedro de Atacama
Das legendäre Mondtal glänzte mit phantastischen Strukturen.
Dem Tal des Todes....
...gerade noch so entkommen.
Wenn Ihr jetzt viel von Sand gehört habt, so täuscht das doch sehr. Die Atacama besteht wohl nach dem, was wir gesehen haben, zu 90 % aus Steinen, felsigem Geröll oder, wie Hans-Werner meint, aus Dreck! Häufig erhoben sich aus den weiten Flächen riesige Staubwirbel, die wie kleine Tornados wirkten. Manchmal fuhren wir Hunderte von Kilometern, ohne ein Haus, ein Tier, Menschen oder Pflanzen gesehen zu haben. Das empfanden wir schon teilweise trist und beklemmend zugleich. Auffällig waren die kleinen kitschig wirkenden Altäre mit Marienstatuen oder Kreuzen, die ab und an am Straßenrand zu sehen waren. Wir vermuten, es müssen Stellen sein, an denen Menschen ums Leben kamen.
Ein Höhepunkt, im wahrsten Sinne des Wortes, war der Besuch des höchst gelegenen Geysirfeldes der Welt. Wir übernachteten in einer sehr einfachen Hütte auf ca. 4300 m Höhe bei gefühlten 5 Grad minus, um am Morgen das cool-heiße Spektakel der Geysire zu erleben.
Das Geysirfeld El Tatio im erwachenden Morgen.
Zahlreiche "Kleinstkirchen"...
und mysteriöse Geoglyphen säumen die Straßen.
Von diesen Höhen ging es vorbei an Lamas und Vicuñas, an Geoglyphen und riesigen Schluchten fast wieder auf Meeresspiegelhöhe. Die Geoglyphen entstanden zwischen 1000-1400 von unbekannten Künstlern, vermutlich zur Orientierung für die in der Atacama nomadisch lebenden Völker. Es gibt drei Motivgruppen der Erdbilder: geometrische Figuren, Tierdarstellungen (besonders Lamas) und menschliche Figuren. Sie wurden einmal mit der Mosaiktechnik erarbeitet, dabei legte man dunkle Lavasteine auf hellen Sand. Zum anderen wurde dunkle oxidierte Schicht vom Gestein geschabt. Später ging es auf Schotterpisten, die eine wahre Herausforderung für uns als Fahrer und unseren Jeep waren, wieder Richtung Gebirge (Altiplano) und Bolivien. Jetzt erst weiß ich unsere deutschen Teerstraßen zu schätzen.
Chilenische Wüstenbauern....
...hatten genügend Platz für unser Zelt....
...und besaßen etwas aufdringliche Lamas.
Ab und an war die Vegetation jetzt sogar etwas farbenfreudiger und üppiger, wenn man das Wort üppig überhaupt in den Mund nehmen sollte. Eine interessante Nacht verbrachten wir mit dem Zelt auf dem Gebiet eines netten Bauern, der Lamas und Ziegen züchtete. Am Morgen passierte es dann, dass sich Hans-Werner dem anzüglichen Lamakuss nicht erwehren konnte."
Da ich jetzt auch fotografisch endlich etwas ruhen kann,  gilt von heute an: Most of the pictures made by Ramona Sonntag. Herzliche Grüße aus der windigen Wüstenhitze in den deutschen Advent von uns beiden...