Nachdem sich bei meiner nun schon fast vier Monate andauernden Reise das Wohlstandsgefälle immer weiter verringert hatte, ging es beim Grenzübertritt nach Chile plötzlich steil nach oben. Es gab auf einmal wieder markierte Straßen mit normalen Autos statt Rostlauben und Verkehrsregeln, die jeder kannte und weitestgehend beachtete.
Antofagasta, als erste größere Stadt Chiles, zeigte sich von seiner edlen Seite mit Supermärkten, die von der Größe her die deutschen in den Schatten stellten. Nach unserem Wiedersehen, dass durch einen technischen Defekt am Flugzeug um einen Tag verzögert wurde, brachen wir recht schnell in die vor den Toren Antofagastas liegende Wüste Atacama auf.
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Antofagasta ganz eng zwischen Fels und Pazifik liegend |
Die trockenste Wüste der Erde, mit Orten, die seit hunderten von Jahren keinen Tropfen Regen mehr gesehen haben, erstreckt sich über fast 4000 km entlang des Pazifiks von Südperu aus weit in den Norden Chiles hinein. Je weiter man in Richtung Osten auf den ersten 6000 m hohen Andenkamm zufährt, um so höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass wenigstens ab und an etwas Niederschlag fällt. Häufig rauscht dieser aber in Form von Wolkenbrüchen hernieder und verwüstet im wahrsten Sinne des Wortes vorhandene Ortschaften. Wir hatten uns im Voraus einen Pickup gemietet, der uns auch auf holprigen Schotterpisten eine pannenfreie Fahrt versprechen sollte.
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Suchbild: wer findet HW? |
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Nur ganz wenige Farbtröpfchen im Wüstenschutt |
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Vicuñas sind aber häufig zu sehen |
So hat Ramona die Zeit erlebt:
"Unser erstes Ziel, das wir ansteuerten, war der größte Salzsee Chiles, der Salar de Atacama, der die sechsfache Größe des Bodensees besitzt. Er liegt auf einer Hochebene und wird besonders in der Abenddämmerung angepriesen, da er dann in warmen und kitschigsten Farbtönen erstrahlen soll. Die Salzkristalle erscheinen eher braun durch den Wüstensand, der durch die riesige Ebene gepustet wird. Auch Flamingos und andere Wasservögel tummeln sich dort in den Wasseransammlungen. Ganz so toll haben wir beide den Abend am Solar nicht empfunden, aber dafür sollten noch andere fantastische Natureindrücke folgen.
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Ein einsamer Flamingo über dem Salzsee. |
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Man verliert bei bester Sicht leicht die Entfernungsrelationen... |
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...wir können teilweise weit über Hundert Kilometer in die Landschaft schauen. |
Ein nächster Trip führte uns oberhalb des Salars in die Berge. Eine kleine Wanderung ließ unseren Blick über den riesigen Salzsee schweifen. Uns beeindruckten die vielfältigen Farben und Formen der Felsen ringsumher. Der Himmel erschien so blau, wie selten erlebt. Ganz weit oben zwischen herrlichen Gipfeln erlebten wir drei wunderschöne Lagunen, die teilweise so surreal wirkten, dass Dalí seine wahre Freude daran gehabt hätte. Die Lagunen sind sehr salzhaltig, so dass die Oberlächen wie eine vereiste Wasseroberfläche wirkte. Wirklich atemberaubend schön!
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Ähnlich wie auf der anderen Seite in Bolivien.... |
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...Salzseen mit blendendem Weiß.... |
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...und zahlreichen Tieren in der kargen Landschaft. |
Eine Zeitlang verweilten wir danach in einem kleinen Oasenstädchen, San Pedro. Es ist Anziehungsort für junge Leute, die wie wir vor 30 Jahren wirkten (Hippies eben). Ein buntes Hostel mit Hängematten und multikulturellen Menschen war so für eine Nacht unser Quartier.
In der Nähe von San Pedro gab es noch zwei Sehenswürdigkeiten, die uns anzogen. Zum einen war es das Valle de la Luna, eine Landschaft, die mit tollen Schluchten und weiten dunkelbraunen vulkanischen Sandgebieten beindruckte. Zum anderen war es das Tal des Todes, das unseren Jeep durch seine Sanddünen auf die Probe stellte...wir gaben dann an einer Stelle doch lieber auf...der Name des Tales flößte uns Respekt ein.
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Hostelflair in San Pedro de Atacama |
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Das legendäre Mondtal glänzte mit phantastischen Strukturen. |
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Dem Tal des Todes.... |
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...gerade noch so entkommen. |
Wenn Ihr jetzt viel von Sand gehört habt, so täuscht das doch sehr. Die Atacama besteht wohl nach dem, was wir gesehen haben, zu 90 % aus Steinen, felsigem Geröll oder, wie Hans-Werner meint, aus Dreck! Häufig erhoben sich aus den weiten Flächen riesige Staubwirbel, die wie kleine Tornados wirkten. Manchmal fuhren wir Hunderte von Kilometern, ohne ein Haus, ein Tier, Menschen oder Pflanzen gesehen zu haben. Das empfanden wir schon teilweise trist und beklemmend zugleich. Auffällig waren die kleinen kitschig wirkenden Altäre mit Marienstatuen oder Kreuzen, die ab und an am Straßenrand zu sehen waren. Wir vermuten, es müssen Stellen sein, an denen Menschen ums Leben kamen.
Ein Höhepunkt, im wahrsten Sinne des Wortes, war der Besuch des höchst gelegenen Geysirfeldes der Welt. Wir übernachteten in einer sehr einfachen Hütte auf ca. 4300 m Höhe bei gefühlten 5 Grad minus, um am Morgen das cool-heiße Spektakel der Geysire zu erleben.
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Das Geysirfeld El Tatio im erwachenden Morgen. |
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Zahlreiche "Kleinstkirchen"... |
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und mysteriöse Geoglyphen säumen die Straßen. |
Von diesen Höhen ging es vorbei an Lamas und Vicuñas, an Geoglyphen und riesigen Schluchten fast wieder auf Meeresspiegelhöhe. Die Geoglyphen entstanden zwischen 1000-1400 von unbekannten Künstlern, vermutlich zur Orientierung für die in der Atacama nomadisch lebenden Völker. Es gibt drei Motivgruppen der Erdbilder: geometrische Figuren, Tierdarstellungen (besonders Lamas) und menschliche Figuren. Sie wurden einmal mit der Mosaiktechnik erarbeitet, dabei legte man dunkle Lavasteine auf hellen Sand. Zum anderen wurde dunkle oxidierte Schicht vom Gestein geschabt. Später ging es auf Schotterpisten, die eine wahre Herausforderung für uns als Fahrer und unseren Jeep waren, wieder Richtung Gebirge (Altiplano) und Bolivien. Jetzt erst weiß ich unsere deutschen Teerstraßen zu schätzen.
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Chilenische Wüstenbauern.... |
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...hatten genügend Platz für unser Zelt.... |
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...und besaßen etwas aufdringliche Lamas. |
Ab und an war die Vegetation jetzt sogar etwas farbenfreudiger und üppiger, wenn man das Wort üppig überhaupt in den Mund nehmen sollte. Eine interessante Nacht verbrachten wir mit dem Zelt auf dem Gebiet eines netten Bauern, der Lamas und Ziegen züchtete. Am Morgen passierte es dann, dass sich Hans-Werner dem anzüglichen Lamakuss nicht erwehren konnte."
Da ich jetzt auch fotografisch endlich etwas ruhen kann, gilt von heute an: Most of the pictures made by Ramona Sonntag. Herzliche Grüße aus der windigen Wüstenhitze in den deutschen Advent von uns beiden...