Dienstag, 29. September 2015

Uvita - Wale am Regenwald

Ganz langsam wallen die Wolken von den naheliegenden üppig mit Wald bewachsenen Hügeln gen Tal. Sie werden heute etwas eher den täglichen Regen bringen. Die Schwüle ist fast unerträglich. Ein langsamer Spaziergang vorbei an der farbenprächtigen Blütenpracht mit etwas Nahrungsnachschub im Rucksack aus dem Dorf zurück in mein Hostel hat mir ein triefnasses T-Shirt beschert, was man kaum vom Körper herunterziehen kann. Auch wenn es nach Anstrengung klingt, ich empfinde es gerade als unheimlich entspannend und schön.
Prachtvolle Blüten....
...in unterschiedlichsten Formen...
....und Farben
Ich bin noch etwas weiter nach Süden, den Pazifik entlang, gezogen. Ich hatte Sören kennengelernt, einen Biologiestudenten aus Frankfurt. Da ihn gerade seine Freundin verlassen hatte, bot es sich an, ein Stück des Weges gemeinsam zu gehen. Er hatte mir vom Ballena-Nationalpark erzählt, wo man fast ganzjährig Wale beobachten könnte, weil bei den Buckelwalen sowohl Nordpolar- als auch Südpolarpopulationen ihre Jungtiere vor den Küsten Costa Ricas großziehen würden.
Mit Sören auf Expedition
Wir bekamen die Tiere tatsächlich zu Gesicht. Eine Vier-Stunden-Tour mit einem kleinen Boot brachte uns ganz nahe an zahlreiche Exemplare heran. Große Sprünge vollführten sie nicht. Aber immer wieder tauchten für kurze Zeit die schier unendlich langen Rücken aus dem Wasser auf, ganz in der Nähe des Bootes. Es war bewegend, diese Riesen der Meere mit eigenen Augen zu sehen.
Ein mächtiger Buckelwalrücken, gleich neben dem Boot
Auch Delphine konnten wir springen und gleiten sehen, die in dieser Region wohl mit 23 verschiedenen Arten vertreten sein sollen. Die einzelnen Boote, die diese Touren anboten, verhielten sich aus meiner Sicht sehr rücksichtsvoll. Wenn in der Ferne Walrücken auftauchten, wurde langsam heran gefahren, der Motor ausgestellt und dann hieß es, geduldig zu warten. Für ein gutes Foto ist so eine Situation eine schiere Überforderung. Der Wal tauchte immer dort auf, wo du es nicht erwartet hattest, am Ende verlor man die Lust und freute sich lieber am bloßen Anschauen.

Nach dieser Tour rächte sich Montezuma an mir. Ein, zwei Tage ging es mir schlecht, jedoch ohne dass ich das Bett hüten mußte. Vielleicht hatten ja die Cholera- und Thyphus-Impfungen wenistens für eine Milderung gesorgt. Aber ich merkte auch, wie gut mir die Ruhe tat. Seit dem habe ich das herrliche Hostel hier in Uvita nur noch für einzelne Spaziergänge hoch in den Regenwald, zum täglichen Bad im naheliegenden Wasserfall oder zum Einkauf verlassen. Es wird von einer jungen deutschen Familie betrieben mit - lacht bitte nicht - deutscher Ordnung und Gründlichkeit. Wer sich mit Hostels auskennt, weiß, wie sehr man eine saubere Küche schätzen kann, in der alle Kochuntensilien ordnungsgemäß und griffbereit vorhanden sind, wo täglich geputzt wird und wo es sogar eine richtige Nachtruhe gibt, die auch für 8 Stunden eingehalten wird. Dazu ist das ganze Haus stilvoll gestaltet, wird ökologisch betrieben und ist ganz naturnah eingerichtet.
"Mein" schönes Hostel
"Mein" Wasserfall für das tägliche erfrischende Bad
Ein herrlicher "Regenwaldgarten" sorgt dafür, dass die Affen bis an die Terasse kommen, ohne dass sie gefüttert werden, im Garten leben große Echsen und es fliegen handtellergroße bunte Schmetterlinge umher.
Gammelnder Affe - so komme ich mir auch gerade vor
Nur die Schlangen sind aus Sicht der Betreiber etwas anstrengend. Es ist vorgekommen, dass im Keller eine große Boa lag und auf die Katze wartete, in einem Zimmer, was lange nicht vermietet war, fielen plötzlich zwei Boas von der Decke, als neue Leute einzogen und selbst tödlich-giftige Exemplare wurden schon im Garten entdeckt. Das ist dann der Preis für naturnahe Ursprünglichkeit. Also leuchte ich abends, wenn ich in mein Zimmer gehe, erstmal unter alle Betten, ob sich vielleicht so ein "Vieh" bei mir verkrochen haben könnte, dann schlafe ich aber friedlich, weil mir nochmals bestätigt wurde, was ich eigentlich schon wußte: großen "Wärmebatzen" gehen Schlangen immer aus dem Wege.
Die Schmetterlinge fliegen rastlos, nie setzt sich einer zum Foto,
nur dieser kleine war so freundlich.
Seitdem genieße ich also das Leben, erfreue mich an der herrlichen Flora und Fauna und habe den Besuch der zahlreichen anderen Sehenswürdigkeiten des Landes auf Eis gelegt. Es gibt so unglaublich viele fremdartige und farbenfreudige Blütenpflanzen und immer wieder findet man ein neues "Krabbeltier", was exotisch aussieht. Die Ticos leben sehr gelassen. Ein Stück will ich von ihnen lernen. - Inzwischen gießt es auch in Strömen und die Luft wird endlich etwas kühler.
Die Pracht....
....und die Vielfalt....
...scheinen kein Ende zu haben.
P.S.: Die Grundschule hier im Ort habe ich noch besucht. Ein kurzes: "Me llamo Hans. Yo soy un professora de Alemania. Puedo mirar tu escuela, por favor?" (richtig Maria?) öffnete mir sofort alle Türen und ich wurde herumgeführt. Klassen mit 20 Schülern, 10  Lehrern, täglich warmes Essen, kein echtes Haus, sondern offene Wände, altes Mobiliar, keine Turnhalle, aber fröhliche Kinder und entspannte Lehrer, das war in etwa das, was ich zu sehen und hören bekam, so weit ich es mit meinem dilettantischen Spanisch verstehen konnte.
Ein paar Erstklässler....
So kann ein Lehrerzimmer auch aussehen, liebe Kollegen...
Der Hostelbetreiber erzählte aber auch von ausstehenden Lohnzahlungen für die Lehrer von manchmal bis zu 6 Monaten und dementsprechende Arbeitsniederlegungen - das ist dann die Kehrseite.
Wo wir nun einmal beim Thema sind: arbeitet alle schön weiter
- ich genieße das Leben! Beste Grüße aus dem Regenwald Costa Ricas.
Wem die öffentliche Kommentarfunktion nicht so richtig gefällt, ich freue mich auch über Grüße per Mail (hwsonntag@web.de).

Freitag, 25. September 2015

Vulkane in Mittelamerika - Costa Rica

Der Gegensatz konnte nicht größer sein. Hatte ich am Morgen noch für 3 Dollar eine Flasche Wasser auf dem Flughafen von Fort Lauderdale gekauft, so konnte ich am gleichen Abend für 4 Dollar eine leckere warme Mahlzeit zu mir nehmen mit Hühnchen, Reis, Bohnen und gebratenen Bananen zuzüglich zweier Getränke. Ich hatte das Wohnzimmer mit dem Hinterhof getauscht. Natürlich sah es auch dementsprechend aus. Viele Häuser in San Jose würden bei uns eher als Garage durchgehen, jedes etwas bessere Haus versteckte sich hinter Stachldraht, Müll wurde häufig einfach in den Rinnstein geschmissen.
Ich hatte mir nach der ungeheuer eindrucksvollen, aber auch etwas kräfteraubenden USA-Tour erstmal eine Ruhepause verdient. Die ersten Tage in Costa Rica habe ich ganz gemächlich angehen lassen. Die Spanisch-Brocken wollten ausprobiert werden und sie brachten mich tatsächlich gleich am ersten Tag zu meinem Hostel, natürlich mit einigen Lachern meiner Gespächspartner, dafür aber für 3 Dollar Busfahrschein statt für 30 Dollar Taxifahrt.
Massenhaft Tauben auf dem Hauptplatz San Joses
Die Stadt San Jose gibt nicht viel her. Quadratisch aufgebaut, wie alle Städte Mittelamerikas läßt sie zwar dadurch  eine gute Orientierung zu, aber die eindrucksvollen Bauten sind einfach nicht existent. Entschädigt wurde ich dafür durch viele sehr attraktive Frauen, die jedes heterosexuelle Männerherz hätten höher schlagen lassen. Meine sprichwörtliche  und spontane Neugier führte aber auch dazu, dass ich eine Resolution zur Freilassung politischer Gefangener unterzeichnete und gleich gemeinsam mit dem ehemaligen Präsident Costa Ricas abgelichtet wurde.
HW mit Rodriguez Echeverria
Leider führten meine anschließenden Recherchen zu dem Ergebnis, dass es nicht der Friedensnobelpreisträger Oscar Sanchez, sondern Rodriguez Echeverria war, der das Land neoliberalisiert hatte und zudem noch wegen Bestechung eine fünfjährige Haftstrafe antreten mußte. Auch bei den Gefangenen ging es wohl eher um solche, die in Venezuela und Bolivien in Haft sind. Jeder, der ein wenig  von Politik versteht, weiß, was das zu bedeuten hat. Also: das nächste Mal bin ich etwas vorsichtiger.
Den letzten Ausbruch des Irazu gab es 1994
Entschädigt für den Nebel wurde ich mit einem Kolibri
Ein erster Ausflug führte mich dann zum Irazu, den mit 3432 m höchsten Vulkan Costa Ricas. Bei gutem Wetter kann man von hier aus, als eine der wenigen Punkte des Kontinents Amerika, zwei Meere, die Karibik und den Pazifik, gleichzeitig sehen. Da aber hier gerade Regenzeit ist, wurde aus der Aussicht nichts. Ich hatte vor lauter Nebel Mühe, den Kratergrund zu sehen, auf dem bis vor kurzem noch ein grünlich gefärbter Schwefelsäuresee zu sehen gewesen war. Aber auch diesen See gab es inzwischen nicht mehr. Alles in allem eine leichte Enttäuschung.
Der "Armenstrand" kommt auf dem Bild noch ganz vernünftig rüber....
So sieht es dann  am Nationalpark aus
Dann brach ich zum Pazifik auf. Schon die Fahrt dort hin wurde ein Fest. Kilometer für Kilometer wurde die Vegetation üppiger. Als ich in Quepos, der am Nationalpark Manuel Antonio liegenden Kleinstadt ausstieg, empfingen mich 35 °C und eine Luftfeuchte von sicherlich 100 %. Jeder, der schon einmal in den Tropen war, weiß, wie sich das anfühlt. Ein erster Gang am ortseigenen Strand zeigte viel Armut, unsagbare kleine Hütten, die aber von offenbar gut gelaunten Menschen bewohnt waren und den sprichwörtlich in jedem ärmeren Land vorkommenden häßlichen Müll.
Am nächsten Tag hatte ich die Möglichkeit einen kleineren Regenwald-Nationalpark zu besuchen. Ich konnte zahlreiche Tiere sichten (drei verschiedene Affenarten, Faultiere, Waschbären, Tukane, dazu zahlreiche andere farbige Vögel, Echsen und viele Schmetterlinge). Das Sehen ist das eine, fotografieren das andere. Meistens sind die Sichtungen nur kurzzeitig und bevor ich Foto-Laie die Linse scharf gestellt hatte, war das Tierchen meist schon weg.
Wo steckst du denn...
Du findest mich nie....
Wenn du groß bist, darfst du auch mitspielen...
Aber die ganze Atmosphäre des mittelamerikanischen Regenwaldes, der in der Regenzeit auch noch satt mit Wasser gefüllt ist und schier vor sich hindampft, ist schon schwer beeindruckend. Ganz im Gegensatz zur trockenen Hitze im Death Valley, wo jeder Tropfen Schweiß vom heißen Wind augenblicklich davon getragen wurde, bildete hier der Schweiß mit der Kleidung eine einzige schwere, fast eklige Masse. Keine Kühlung, selbst ein Bad im Meer an den Traumstränden des Nationalparks brachte nichts. Bei Badewannentemperatur sehnte ich mich nach den eiskalten Wellen Kaliforniens zurück.
Immer wieder einsame Buchten....
.... und Bilderbuchstrände
Darüber sprechen konnte ich mit Danny, einem jungen Amerikaner, den ich bei einem Bier kennengelernt hatte. Seine Eltern hatten schon in mehreren Ländern gelebt und sich vor einigen Jahren für wenig Geld Land in Costa Rica gekauft. Dort betrieben sie eine kleine Farm und hatten ein paar Ferienhäuser. Er lud mich ein, für kurze Zeit sein Gast zu sein. Es war für mich sehr interessant, mehr über Costa Rica zu erfahren, auch wenn es nur aus der Sicht eines Amerikaners war. Da er aber auch perfekt spanisch sprach, hatte er genügend einheimische Freunde, um genauere Kenntnisse über die Ticos - so nennen sich die Costa Ricaner hier selbst - zu erhalten. Am Ende war ich wieder um eine Erfahrung in der Freundlichkeit amerikanischer Menschen reicher. So weit von mir, beste Grüße Richtung Deutschland....
Mein Gastgeber für kurze Zeit: Danny

Mittwoch, 16. September 2015

Amerikanisches Finale - Grand Canyon

Nach dem abendlichen Ausfliegen der Fledermausschwärme an den Carlsbad-Cavern, dem südlichsten Punkt unserer Reise, besichtigten wir am nächsten Tag eines der größten Höhlensysteme der Erde mit phantastischen Tropfsteingebilden. Man konnte viele Meilen das Innere der Höhle selbständig erkunden. Inzwischen hatte wir so viele spektakuläre Naturphänomene im Land der Superlative gesehen, dass eigentlich keine Steigerung mehr kommen konnte.
Mächtige Stalagmiten in der Carlsbad-Cavern
Doch wir hatten das Colorado-Plateau, das wir am Anfang unserer Reise vom Norden her mit mehreren Nationalparks bereits besucht hatten, unterschätzt. Das Plateau selbst hat ungefähr die Größe von Deutschland und ist durch das rote Gestein im gesamten Einzugsgebiet des Colorado-Rivers gekennzeichnet. Wir näherten uns jetzt vom Süden her und kamen zum Grand Canyon. Jeder kennt ihn von Bildern. Er war wirklich "grand". 450 km lang, 30 km breit, 1,6 km tief. Bei unserer Besichtigung mussten wir zwar etwas suchen, um eine Stelle zu finden, an der wenig Leute waren, aber als wir sie gefunden hatten, blieben wir längere Zeit sitzen und fühlten die Erhabenheit dieses Naturwunders.
Grand Canyon
Die Weite und Tiefe ist nicht auf das Foto zu bannen.
1,8 Milliarden Jahre Erdgeschichte lassen sich beim Gang in die Tiefe anhand der Schichtungen erkennen. Wir nahmen am nächsten Tag die Strapazen auf uns und wanderten bis auf den Grund an den Colorado. Es wird zwar gewarnt, diese Tour zu machen, weil schon einige Leute dabei an Erschöpfung starben, aber wir waren der Meinung, unsere Kräfte gut einschätzen zu können. Es war ein gewaltiger, anstrengender aber unheimlich begeisternder Marsch, 25 km lang mit einem Höhenunterschied von insgesamt 2800 m bei Temperaturen bis 37 °C. Trotz einer kleinen Schwächeperiode schafften wir die Herausforderung, wir hatten die Wochen vorher ja auch durch zahlreiche Wanderungen mächtig trainiert.
Auf dem Grund - der Colorado-River

Erschöpft aber glücklich
Im weiteren Verlauf besuchten wir noch den Antelope-Canyon, der "unseren" Zebra-Slot von der Farbgebung, der Größe und der Formenvielfalt deutlich in den Schatten stellte, erkundeten selbst einen weiteren Canyon in Eigenregie, wobei wir mit Schaudern über ein Autowrack klettern mussten, was von einer darüber liegenden Brücke direkt in den Canyon gestürzt war, wobei das Bild der verstorbenen jungen Frau unten im Canyon zu finden war.
Im Antelope-Canyon

Die Formen...

...und Farben...

...sind wirklich unglaublich.
Die mächtigen Sandstein-Monolithen des Monument Valleys in ihrer wahren Größe zu bestaunen, war ebenso grandios. Doch das tiefste Gefühl der Ehrfurcht vor dem Wunder des Lebens und der eigenen Existenz ereilte mich selbst tief im Inneren des Navajo-Reservats. Weitab von menschlichen Behausungen saßen wir bei Neumond auf einem einsamen Campingplatz und hatten einen Sternenhimmel, wie ich ihn vorher noch nie gesehen hatte. Die Milchstraße zog sich wie ein riesiger Bogen vom Ende des Horizonts bis zum gegenüberliegenden. Ein einziges verwaschenes riesiges Gebilde unzähliger Sonnen unserer eigenen und sicher einige der anderen existierenden 50 Milliarden Galaxien. Wer hat das gemacht? Was steckt dahinter? Wo geht die Reise hin? Solche Augenblicke zeigen die ganze Relativität der eigenen Existenz, lassen einen aber auch von Herzen dankbar sein, das man dabei sein und das Wunder der evolutiven Schöpfung nicht nur bewusst reflektieren sondern auch genussvoll erleben darf.
Monument-Valley
Was passierte noch? Sehr informativ war das Gespräch mit einem Navajo, der uns unser gefühltes Unbehagen des Umgangs der "weißen" Amerikaner mit ihren Ureinwohnern sehr genau bestätigte. Sie leben unter deutlich schlechteren Rahmenbedingungen in "ihren" Reservaten, den erbärmlichsten Landstrichen der Staaten, wo kaum Landwirtschaft möglich ist, stehen unter dem angeblichen Schutz der Weißen mit gleichen Rechten und Pflichten, können aber nur am Rande des Existenzminimums leben, weil ihre Reservate einfach keine wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten bieten.
Das UFO-Museum - äußerst skurril.
Interessant war auch das UFO-Museum in Roswell, das das Ereignis von 1947 (siehe Wikipedia) ausführlich darstellte oder der Besuch eines Gottesdienstes der Kailab Bible Church Gemeinde, wo wir uns ein Jahrhundert zurückversetzt fühlten, aber freundlichen Menschen begegneten.
Und: wir sahen doch noch eine Klapperschlange. Erfahrene amerikanische Hiker machten uns auf sie aufmerksam. Sie lag zwei Meter neben dem Wanderweg im Grand Canyon im Gebüsch und klapperte recht sanft vor sich hin - einen leichten Schauder konnten wir nicht unterdrücken.
Sonnenaufgang über dem Lake Powell
Nach einigen Tausend Meilen durch den Südwesten der USA sind wir  wieder in Denver angekommen. Das Autofahren in den Staaten war eigentlich ganz einfach. Platz ist unendlich vorhanden, deshalb sind mitunter selbst kleinere Landstraßen gleich vierspurig ausgebaut. Jeder hat seinen Tempomat im Auto, der wird eingestellt und dann heißt es warten bis die Meilenzahl des Tageszieles allmählich abnimmt. Die Sicherheitsabstände sind für einen Deutschen extrem gering, aber man gewöhnt sich allmählich dran. Ein Tabu haben wir aber leider gebrochen. Aufgrund schlechten Kartenmaterials musste ab und an das GPS als Navi eingesetzt werden.  Für mich als Landkarten-Fan war das zunächst eine bittere Pille. Einen großen Teil Europas und selbst Mexiko-Stadt nur mit Karte gefahren zu sein und nun zum technischen Hilfsmittel greifen, das mußte erstmal verarbeitet werden.Vor allem in den großen Städten hat es sich aber voll bewährt, das muß ich zugeben.

Blick an einem Morgen aus dem Zelt auf den Lake Powell.
Auch das Campen ging hervorragend. Die Infrastruktur ist dafür ausgezeichnet. Und unübertroffen sind dabei die Eindrücke am Abend und am Morgen
Eine wunderschöne und zutiefst erfüllende Zeit liegt hinter uns. Möglich wurde diese lange Fahrt auch durch die Großzügigkeit von Familie Worthmann, die uns für wenig Geld für so eine lange Zeit ein Auto zu Verfügung gestellt hat. Dafür sind wir von Herzen dankbar.
Theresas Freunde, links Danielle, die mit ihrer Familie für "unser" Auto sorgte
Theresa hat mich heute verlassen und reist gerade zurück nach Deutschland. Bei mir beginnt jetzt die eigentliche Herausforderung der Reise - es geht allein weiter und ich muß mich mit meinen einjährigen Volkshochschul-Spanisch-Kenntnissen durchschlagen. Es geht nach Costa Rica. Drückt  mir die Daumen, dass weiter alles so gut läuft wie bisher. Wie immer beste Grüße in die deutschen Lande....

Dienstag, 8. September 2015

Durch den Wilden Westen

Wir sitzen gerade an der Grenze zu Texas und warten auf die Dämmerung. Dann sollen aus einer Höhle Tausende Fledermäuse herausfliegen. Bis es soweit ist, kann ich noch ein wenig über die letzten Tage erzählen.
Die Pause in San Luis Obispo hatte natürlich wieder neue Kräfte geweckt. Die nächste Station Los Angeles konnte uns jedoch kaum beglücken - 27 Millionen Einwohner im Großraum und eine reine Autostadt. Wir schafften es neben Stehen im Stau nur richtig in den Stadtteil Hollywood. Der Ort sollte von seinem früheren Glanz viel eingebüßt haben. Uns kam es genau so vor. Der Walk of Fame war von speckigen Läden gesäumt, von den 2500 angeblichen Berühmtheiten kannten wir nur relativ wenige, ein berühmter Deutscher war auch dabei - Ernst Lubitsch als Filmstar der 30er - wer kennt den schon? Wir machten uns recht schnell aus dem Staub.
Ein Abglanz früherer Tage
Stadtauswärts benutzen wir erstmalig auf dem zwölfspurigen Highway eine sogenannte Carpool-Fahrbahn, die nur von Autos mit mehr als einer Person darin benutzt werden durfte. Teilweise hatte man schon Vorteile. 5 Fahrspuren neben uns saßen Einzelfahrer in ihrer Kiste und wir fuhren auf der 6. Spur an ihnen vorbei. 
Die Fahrt hinaus ins Land dauerte unendlich lang, so dass wir erst spät in der Nacht im Joshua Tree Nationalpark ankamen. Den herrlichen Campground konnten wir zwar erahnen, waren am nächsten Morgen dann aber hell auf begeistert. Inmitten phantastischer kleiner Kletterfelsen, umringt von zahlreichen Yucca-Bäumen fühlten wir uns endlich wieder in einem "unserer" Nationalparks richtig heimisch.
Wieder ein traumhafter Campplatz
Joshua Tree oder Yucca-Palmen in rauhen Mengen
Dort machten wir auch eine grandiose Entdeckung. Bei einer näheren Untersuchung der verschiedensten Fächer im Auto entdeckten wir ihn - den Selfie-Stick. Endlich konnten wir an der neuen Mode teilhaben. Sofort versuchten wir traumhafte Bilder zu schießen. Irgendwie schienen aber unsere 9,99 EUR-Handys von Samsung mit dem Selfie-Stick imkompatibel zu sein....
Verzweifelte Selfie-Stick-Versuche
Die nächsten Naionalparks hatten wieder ein ganz eigenes Gepräge. Im Saguaro NP konnten wir die unterschiedlichsten Kakteen-Arten bestaunen und in der Nacht im Zelt durch die duennen Stoffwände markerschütternde Pumaschreie hören.
Herrliche Kakteen
Im Chiricahua NP wanderten wir einen Tag durch das Wonderland of Rock, was etwas an unser Elbsandsteingebirge erinnerte.
Bizarre Gesteinsformationen...
...versuchen das Gleichgewicht zu halten
Im White Sands NP, wo kürzlich des französische Ehepaar verdurstet war und nur der neunjährige Sohn überlebt hatte, waren wir von dem blendend weißen Sand, der zu großen Teilen durch Gipskristalle gebildet wurde, und den grandiosen Wüstenformationen beeindruckt. Dort hatten wir auch den ersten Polizeikontakt, weil in diesem Gebiet das Testgelände für die amerikanischen Mittelstreckenraketen liegt.
Blendend weißer Sand
Hier werden im Sommer die Straßen mit dem Schneepflug freigehalten
In Arizona, was wir jetzt durchfuhren, lebten manchmal auch die alten Karl-May-Phantasien der Kindheit wieder  auf. Immer wieder hatte ich das Gefühl, jetzt könnte Hobble-Frank oder Tante Droll neben Old Shatterhand und Winnetou durch die unendliche Weite an den herrlichen Bergen vorbeigeritten kommen, um gleich ein paar weiße Greenhorner, die gerade am Marterpfahl gequält wurden, aus der Hand der Navajos zu befreien...
Auch tat es den Augen wohl, endlich wieder einmal grüne Wiesen zu bestaunen. Je höher wir in die Berge kamen, um so mehr Niederschläge gab es, ganz anders als in Kalifornien.
Von zu Hause hören wir ab und an etwas über die Flüchtlinsproblematik. Wir freuen uns, dass trotz vieler Hassattacken Deutschland bei der Aufnahme mit gutem Beispiel voran geht, ohne zu vergessen, dass die Ursache der Probleme gelöst werden müsste. Verwandte Probleme gibt es auch hier. In Kalifornien beispielsweise wird in nächster Zeit der Anteil der Hispanoamerikaner über 50 % ansteigen, nicht gerade zur Freude vieler weißer Amerikaner, hören wir.
Auch der Spaß kommt nicht zu kurz...
Stunts im Sand 
Langsam rückt das Ende der Nationalparktour in Sichtweite. Noch eine Freundin von Theresa in Albuquerque besuchen und dann Richtung Grand Canyon und Monument Valley - so sieht das Schlußprogramm aus. Es geht uns bestens, wie immer herzliche Grüße nach Deutschland.....