Freitag, 25. September 2015

Vulkane in Mittelamerika - Costa Rica

Der Gegensatz konnte nicht größer sein. Hatte ich am Morgen noch für 3 Dollar eine Flasche Wasser auf dem Flughafen von Fort Lauderdale gekauft, so konnte ich am gleichen Abend für 4 Dollar eine leckere warme Mahlzeit zu mir nehmen mit Hühnchen, Reis, Bohnen und gebratenen Bananen zuzüglich zweier Getränke. Ich hatte das Wohnzimmer mit dem Hinterhof getauscht. Natürlich sah es auch dementsprechend aus. Viele Häuser in San Jose würden bei uns eher als Garage durchgehen, jedes etwas bessere Haus versteckte sich hinter Stachldraht, Müll wurde häufig einfach in den Rinnstein geschmissen.
Ich hatte mir nach der ungeheuer eindrucksvollen, aber auch etwas kräfteraubenden USA-Tour erstmal eine Ruhepause verdient. Die ersten Tage in Costa Rica habe ich ganz gemächlich angehen lassen. Die Spanisch-Brocken wollten ausprobiert werden und sie brachten mich tatsächlich gleich am ersten Tag zu meinem Hostel, natürlich mit einigen Lachern meiner Gespächspartner, dafür aber für 3 Dollar Busfahrschein statt für 30 Dollar Taxifahrt.
Massenhaft Tauben auf dem Hauptplatz San Joses
Die Stadt San Jose gibt nicht viel her. Quadratisch aufgebaut, wie alle Städte Mittelamerikas läßt sie zwar dadurch  eine gute Orientierung zu, aber die eindrucksvollen Bauten sind einfach nicht existent. Entschädigt wurde ich dafür durch viele sehr attraktive Frauen, die jedes heterosexuelle Männerherz hätten höher schlagen lassen. Meine sprichwörtliche  und spontane Neugier führte aber auch dazu, dass ich eine Resolution zur Freilassung politischer Gefangener unterzeichnete und gleich gemeinsam mit dem ehemaligen Präsident Costa Ricas abgelichtet wurde.
HW mit Rodriguez Echeverria
Leider führten meine anschließenden Recherchen zu dem Ergebnis, dass es nicht der Friedensnobelpreisträger Oscar Sanchez, sondern Rodriguez Echeverria war, der das Land neoliberalisiert hatte und zudem noch wegen Bestechung eine fünfjährige Haftstrafe antreten mußte. Auch bei den Gefangenen ging es wohl eher um solche, die in Venezuela und Bolivien in Haft sind. Jeder, der ein wenig  von Politik versteht, weiß, was das zu bedeuten hat. Also: das nächste Mal bin ich etwas vorsichtiger.
Den letzten Ausbruch des Irazu gab es 1994
Entschädigt für den Nebel wurde ich mit einem Kolibri
Ein erster Ausflug führte mich dann zum Irazu, den mit 3432 m höchsten Vulkan Costa Ricas. Bei gutem Wetter kann man von hier aus, als eine der wenigen Punkte des Kontinents Amerika, zwei Meere, die Karibik und den Pazifik, gleichzeitig sehen. Da aber hier gerade Regenzeit ist, wurde aus der Aussicht nichts. Ich hatte vor lauter Nebel Mühe, den Kratergrund zu sehen, auf dem bis vor kurzem noch ein grünlich gefärbter Schwefelsäuresee zu sehen gewesen war. Aber auch diesen See gab es inzwischen nicht mehr. Alles in allem eine leichte Enttäuschung.
Der "Armenstrand" kommt auf dem Bild noch ganz vernünftig rüber....
So sieht es dann  am Nationalpark aus
Dann brach ich zum Pazifik auf. Schon die Fahrt dort hin wurde ein Fest. Kilometer für Kilometer wurde die Vegetation üppiger. Als ich in Quepos, der am Nationalpark Manuel Antonio liegenden Kleinstadt ausstieg, empfingen mich 35 °C und eine Luftfeuchte von sicherlich 100 %. Jeder, der schon einmal in den Tropen war, weiß, wie sich das anfühlt. Ein erster Gang am ortseigenen Strand zeigte viel Armut, unsagbare kleine Hütten, die aber von offenbar gut gelaunten Menschen bewohnt waren und den sprichwörtlich in jedem ärmeren Land vorkommenden häßlichen Müll.
Am nächsten Tag hatte ich die Möglichkeit einen kleineren Regenwald-Nationalpark zu besuchen. Ich konnte zahlreiche Tiere sichten (drei verschiedene Affenarten, Faultiere, Waschbären, Tukane, dazu zahlreiche andere farbige Vögel, Echsen und viele Schmetterlinge). Das Sehen ist das eine, fotografieren das andere. Meistens sind die Sichtungen nur kurzzeitig und bevor ich Foto-Laie die Linse scharf gestellt hatte, war das Tierchen meist schon weg.
Wo steckst du denn...
Du findest mich nie....
Wenn du groß bist, darfst du auch mitspielen...
Aber die ganze Atmosphäre des mittelamerikanischen Regenwaldes, der in der Regenzeit auch noch satt mit Wasser gefüllt ist und schier vor sich hindampft, ist schon schwer beeindruckend. Ganz im Gegensatz zur trockenen Hitze im Death Valley, wo jeder Tropfen Schweiß vom heißen Wind augenblicklich davon getragen wurde, bildete hier der Schweiß mit der Kleidung eine einzige schwere, fast eklige Masse. Keine Kühlung, selbst ein Bad im Meer an den Traumstränden des Nationalparks brachte nichts. Bei Badewannentemperatur sehnte ich mich nach den eiskalten Wellen Kaliforniens zurück.
Immer wieder einsame Buchten....
.... und Bilderbuchstrände
Darüber sprechen konnte ich mit Danny, einem jungen Amerikaner, den ich bei einem Bier kennengelernt hatte. Seine Eltern hatten schon in mehreren Ländern gelebt und sich vor einigen Jahren für wenig Geld Land in Costa Rica gekauft. Dort betrieben sie eine kleine Farm und hatten ein paar Ferienhäuser. Er lud mich ein, für kurze Zeit sein Gast zu sein. Es war für mich sehr interessant, mehr über Costa Rica zu erfahren, auch wenn es nur aus der Sicht eines Amerikaners war. Da er aber auch perfekt spanisch sprach, hatte er genügend einheimische Freunde, um genauere Kenntnisse über die Ticos - so nennen sich die Costa Ricaner hier selbst - zu erhalten. Am Ende war ich wieder um eine Erfahrung in der Freundlichkeit amerikanischer Menschen reicher. So weit von mir, beste Grüße Richtung Deutschland....
Mein Gastgeber für kurze Zeit: Danny

11 Kommentare:

  1. Ein kleines Foto von den beschriebenen Frauen hätte sicherlich einen hohen Informationswert!!!LG fried

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    1. Da musst Du schon selber hin fahren und dich informieren....

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    2. Hast Du montezuma erledigt und einen schluck auf den borussensieg genommen? LG friedmar

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    3. Hab dich während der Schlußkonferenz beim 3:1 noch angerufen, du warst ja aber tatsächlich im Stadion.....

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  2. ich bewundere deine neugier und deinen mut. schön geschrieben und geknipst! möge alles ohne gefährliche pannen gut weitergehen....

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    1. Ja, ich staune manchmal selbst, zu was ich Angsthase alles fähig bin, Bilder sind Zufall, habe immer noch keinen Durchblick, was Fotografieren betrifft. Danke für die guten Wünsche, kann ich gerade gebrauchen, weil sich Montezuma bei mir rächt.... HW

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    2. Also.. Für keinen Durchblick beim Fotografieren, sind Deine Bilder Mega stark. Ganz die Art HWS! Momente des Lebens. Ich habe sie ALLE gesehen! Verfolge DICH auf Schritt und Tritt. DEIN Blick auf die Welt 🌍 war und ist mir immer sehr wichtig. Am Durchblick beim Fotografieren müssen wir nur die blanke Theorie nachschulen. Das Auge sieht die Praxis.. Deine Bilder haben einen hohen Informationsgehalt! Das ist auf Reisen am Wichtigsten. Dazu musst Du nicht erst Rembrandt der Fotografie werden. Am fotografischen Selbstbewusstsein werde ich jetzt mal etwas schrauben ;-) Hast es doch sonst auch. Solche Lehrer wie Dich braucht das Land.
      Nicht alle Schüler haben das Glück in D, einen solchen Lehrer abzubekommen. So mein lieber Freund, Du weißt wie sehr ich im Herzen bei Dir bin, erst recht jetzt auf Reisen. Wenn ich mal so 28 Jahre zurück schaue, in mich gehe und alle meine mit Spaten bewaffneten Mit "Kämpfer" 18 Monate am inneren Auge vorbei ziehen lasse.... Dann bist Du die ungewöhnlichste und beeindruckenste Persönlichkeit aus dieser Zeit! Und wir waren ne ganze Menge. Gute Reise weiterhin und gutes Licht um die Eindrücke einzufangen. Dein Freund Roli www.lubiger-weltsichten.de

      P. S. Danke für Deine Mail. Sie ist lang und tief. Ersteres ist nicht das Problem, warum ich noch nicht geantwortet habe. Lesen kann ich noch schnell:-). Ich lese sie auch noch paar mal. Versprochen

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    3. Lieber Roli, jetzt trägst du aber ganz schön dick auf.... Danke für die Komplimente. Ja, Fototheorie hätte ich mal noch nehmen sollen, ich "knipse" immer wild drauf los. Am stärksten wäre gewesen, wir hätten mal drei Wochen gemeinsam gehabt. Wäre gern mal mit Dir durch die Welt gezogen. Wir hätten sicher geile Abenteuer erlebt.... Danke, beste Grüße zurück HW

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  3. Viele Grüße aus dem herbstlichen Dt. Bei deinen Fotos könnte man neidisch werden. Aber in 2 Wochen beginnen die Herbstferien :)

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    1. Komm nach Peru, ich kann noch eine Reisebegleitung gebrauchen.... HW

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  4. Coole Bilder! Erinnert stark an Mexico :)

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