Dienstag, 8. September 2015

Durch den Wilden Westen

Wir sitzen gerade an der Grenze zu Texas und warten auf die Dämmerung. Dann sollen aus einer Höhle Tausende Fledermäuse herausfliegen. Bis es soweit ist, kann ich noch ein wenig über die letzten Tage erzählen.
Die Pause in San Luis Obispo hatte natürlich wieder neue Kräfte geweckt. Die nächste Station Los Angeles konnte uns jedoch kaum beglücken - 27 Millionen Einwohner im Großraum und eine reine Autostadt. Wir schafften es neben Stehen im Stau nur richtig in den Stadtteil Hollywood. Der Ort sollte von seinem früheren Glanz viel eingebüßt haben. Uns kam es genau so vor. Der Walk of Fame war von speckigen Läden gesäumt, von den 2500 angeblichen Berühmtheiten kannten wir nur relativ wenige, ein berühmter Deutscher war auch dabei - Ernst Lubitsch als Filmstar der 30er - wer kennt den schon? Wir machten uns recht schnell aus dem Staub.
Ein Abglanz früherer Tage
Stadtauswärts benutzen wir erstmalig auf dem zwölfspurigen Highway eine sogenannte Carpool-Fahrbahn, die nur von Autos mit mehr als einer Person darin benutzt werden durfte. Teilweise hatte man schon Vorteile. 5 Fahrspuren neben uns saßen Einzelfahrer in ihrer Kiste und wir fuhren auf der 6. Spur an ihnen vorbei. 
Die Fahrt hinaus ins Land dauerte unendlich lang, so dass wir erst spät in der Nacht im Joshua Tree Nationalpark ankamen. Den herrlichen Campground konnten wir zwar erahnen, waren am nächsten Morgen dann aber hell auf begeistert. Inmitten phantastischer kleiner Kletterfelsen, umringt von zahlreichen Yucca-Bäumen fühlten wir uns endlich wieder in einem "unserer" Nationalparks richtig heimisch.
Wieder ein traumhafter Campplatz
Joshua Tree oder Yucca-Palmen in rauhen Mengen
Dort machten wir auch eine grandiose Entdeckung. Bei einer näheren Untersuchung der verschiedensten Fächer im Auto entdeckten wir ihn - den Selfie-Stick. Endlich konnten wir an der neuen Mode teilhaben. Sofort versuchten wir traumhafte Bilder zu schießen. Irgendwie schienen aber unsere 9,99 EUR-Handys von Samsung mit dem Selfie-Stick imkompatibel zu sein....
Verzweifelte Selfie-Stick-Versuche
Die nächsten Naionalparks hatten wieder ein ganz eigenes Gepräge. Im Saguaro NP konnten wir die unterschiedlichsten Kakteen-Arten bestaunen und in der Nacht im Zelt durch die duennen Stoffwände markerschütternde Pumaschreie hören.
Herrliche Kakteen
Im Chiricahua NP wanderten wir einen Tag durch das Wonderland of Rock, was etwas an unser Elbsandsteingebirge erinnerte.
Bizarre Gesteinsformationen...
...versuchen das Gleichgewicht zu halten
Im White Sands NP, wo kürzlich des französische Ehepaar verdurstet war und nur der neunjährige Sohn überlebt hatte, waren wir von dem blendend weißen Sand, der zu großen Teilen durch Gipskristalle gebildet wurde, und den grandiosen Wüstenformationen beeindruckt. Dort hatten wir auch den ersten Polizeikontakt, weil in diesem Gebiet das Testgelände für die amerikanischen Mittelstreckenraketen liegt.
Blendend weißer Sand
Hier werden im Sommer die Straßen mit dem Schneepflug freigehalten
In Arizona, was wir jetzt durchfuhren, lebten manchmal auch die alten Karl-May-Phantasien der Kindheit wieder  auf. Immer wieder hatte ich das Gefühl, jetzt könnte Hobble-Frank oder Tante Droll neben Old Shatterhand und Winnetou durch die unendliche Weite an den herrlichen Bergen vorbeigeritten kommen, um gleich ein paar weiße Greenhorner, die gerade am Marterpfahl gequält wurden, aus der Hand der Navajos zu befreien...
Auch tat es den Augen wohl, endlich wieder einmal grüne Wiesen zu bestaunen. Je höher wir in die Berge kamen, um so mehr Niederschläge gab es, ganz anders als in Kalifornien.
Von zu Hause hören wir ab und an etwas über die Flüchtlinsproblematik. Wir freuen uns, dass trotz vieler Hassattacken Deutschland bei der Aufnahme mit gutem Beispiel voran geht, ohne zu vergessen, dass die Ursache der Probleme gelöst werden müsste. Verwandte Probleme gibt es auch hier. In Kalifornien beispielsweise wird in nächster Zeit der Anteil der Hispanoamerikaner über 50 % ansteigen, nicht gerade zur Freude vieler weißer Amerikaner, hören wir.
Auch der Spaß kommt nicht zu kurz...
Stunts im Sand 
Langsam rückt das Ende der Nationalparktour in Sichtweite. Noch eine Freundin von Theresa in Albuquerque besuchen und dann Richtung Grand Canyon und Monument Valley - so sieht das Schlußprogramm aus. Es geht uns bestens, wie immer herzliche Grüße nach Deutschland.....

8 Kommentare:

  1. Lieber Hans-Werner,
    jetzt mal auf gut deutsch: Phantastische Reise bisher. Aber bitte sag mir noch: Hast Du selbst mit Mr. Smith telefoniert, als Du vom Dixiklo kamst? Ich bin z.Zt. auf den Prince Edwards Islands und verfolge auch von hier Deine Reise. Leider muss ich in reichlich einer Woche zurück, während Dein Abenteuer weiter geht. Weiterhin viele gute Erlebnisse und sprachlich immer die richtigen Vokabeln ...
    Gruß, Jörg

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    1. Hallo Jörg, Gruss zurück. Ich muss zwei Geständnisse ablegen: 1. Mit einem Muttersprachler telefonieren, dazu habe ich zum Glück eine Tochter. Mein Einsatz beschränkt sich noch auf Quartier klar machen oder Small Talk auf dem Camp. Aber es wird langsam. Und 2.: Ich saß gar nicht auf dem Dixie. Nur rein geschaut habe ich von weitem - das hat gereicht. Guten Heimflug, wenn es soweit ist und guten Start auf Arbeit. HW

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  2. die sache mit dem selfiestick ist köstlich....
    L.

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  3. Sind die Fledermäuse nun rausgekommen? Gruß fried

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  4. Na sicher, kommt vielleicht beim nächsten Post....

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  5. Also wenn dich damals in Mexiko die Kakteen schon so begeistert haben, dann musst du hier ja nen Kreislaufkoller bekommen haben!! Liebe Grüße aus Pirna, hier regnets nur, und ich bin gespannt auf den Grand Canyon!
    Louisa

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    1. Ja wirklich, grandiose Kakteen in allen Formen und Schattierungen.....

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