Samstag, 31. Oktober 2015

Ein Traum erfüllt sich - Am Titicacasee

Nach meinem Machu Picchu-Erlebnis kam ich letztendlich trotz des Streikes wieder wohlbehalten in Cusco an. Ich genehmigte mir noch einen Tag, um die ehemaligen sagenhaften Tempel der Inka zu besuchen, die alle mit Gold ausgekleidet waren und wenigstens noch von den Grundmauern her zu erkennen sind. Darüber steht heute ein christliches Kloster.
Klostergewölbe über Inkatempelgrundmauer
Mir wurde bei dem Besuch und beim Studium der Austellungsstücke wieder deutlich vor Augen geführt, dass unsere christliche Zivilisation vor Zeiten nicht anders gehandelt hat, wie heute die Extremisten im Nahen Osten. Bauwerke zerstören, eigene darüber bauen, Kultur, Sprache und Religion verbieten und schon hat man die Menschen unterjocht. Die Sprache der Inka, das Quechua, wird erst seit kurzem wieder in manchen Gegenden in Peru in den Schulen unterrichtet.
Dann ging es weiter Richtung Süden. Noch ein Traum sollte in Erfüllung gehen.
Es wurde wieder ein 4300 m hoher Pass überwunden
Als ich als kleiner Junge manchmal allein im Wohnzimmer auf dem Teppich lag und den Weltatlas studierte, habe ich durch den Klang der einzelnen Länder und Städte mein erstes Fernweh entwickelt. Titicacasee - wie herrlich klang das denn? Aber ich war mir recht früh bewusst, dass ich mir solche Gedanken aus dem Kopf zu schlagen hatte, weil es für mich keine Möglichkeit gab, dorthin zu fahren. Nun aber, 45 Jahre später, war es endlich so weit.
Puno am Titicacasee
Hier ist die Hutmode wieder etwas anders
Zwei Marketing-Studenten, über die ich mich vor allem
über den furchtbaren Müll in Peru unterhielt
Der Titicacasee liegt auf 3800 m Höhe. Er ist 13 mal so groß wie unser Bodensee und wird auch treffenderweise Andenmeer genannt. Er hat keinen Abfluß, weil unheimlich viel Wasser durch die Lage nahe am Äquator verdunstet. Ich landete in Puno, einer recht großen Stadt, vor deren Ufer in großflächigen Schilfgebieten seit etwa 2000 Jahren noch Menschen auf schwimmenden Inseln leben. Bei einer zweitägigen See-Rundfahrt, die ich mit einer örtlichen Genossenschaft durchführte, um die Einnahmen ausschließlich der einheimischen Bevölkerung zu Gute kommen zu lassen, wurden diese Inseln natürlich mit angefahren.
Fahrt durch die Schilfgebiete
Ein Schilfinselort
Abschied von freundlichen Menschen
Es herrscht reger Schiffsverkehr
Sie halten nur etwa ein Jahr und müssen ständig erneuert werden. Obwohl die Inseln inzwischen unheimlich touristisch vermarktet werden, war es wieder beeindruckend zu sehen, wie einfach Menschen leben können. Ihre angebotenen handgemachten Textilien und Holzarbeiten waren selbst für mich als eher desinteressierten Käufer eine Augenweide.
Dann ging es weiter auf den See hinaus. Was gibt es Schöneres als bei Sonnenschein inmitten einer genialen Bergwelt über einen tiefblauen See zu schippern. Die Wolkentürme, die bei dieser Höhe fast über der Wasseroberfläche zu schweben scheinen, waren dann noch das Sahnehäubchen.
Blauer geht es kaum..,
...aber die Farbe variiert ständig, je nach Wolkenlage.
Den Nachmittag und die Nacht verbrachte ich schließlich auf einer  Insel 40 km von Puno entfernt. Die Menschen dort leben sehr abgeschieden und sprechen wenig spanisch. Übernachtet wurde in ganz bescheidenem Quartier bei einer einheimischen Familie, die uns mit fleischloser Inselkost bewirtete.
Das Fenster meiner "Hütte", einfach aber ausreichend.
Inselblick
Die Insel war landschaftlich einfach nur großartig, genauso wie die dortigen Menschen. Ich kam ständig bei meiner Wanderung auf die Inselberge mit ihnen ins Gespräch.
Faustino, 81, Bauer, mit einer Handspindel
und Alpakawolle spazieren gehend
Blick von ganz oben
Bei drei Frauen half ich ein halbes Stündchen mit, den Garten umzugraben. Das war eine echte Knochenarbeit und ich mußte den Hut ziehen vor der körperlichen Kraft dieser Frauen. Meine Hilfe schien ihnen so zu gefallen, dass ich dort gleich einheiraten sollte. Die Männer waren gestorben, nur einen fünfzehnjährigen Sohn gab es noch, der  zur Schule ging. Besonders rührend war noch die abschließende Bitte, ihnen die gemachten Fotos doch zuzuschicken. Als eine der Schwestern mit Stift und Zettel herauskam, überlegte ich etwas überheblich, ob sie überhaupt schreiben kann. Dann schrieb sie aber ganz flott und in so gestochener Handschrift ihre Adresse auf, dass ich innerlich ganz beschämt war.
HW beim Umgraben
Eine der beiden hätte ich heiraten sollen
Die Rückfahrt verlief dann kritischer. Bei einem Zwischenstop auf einer anderen Insel wartete ich aufgrund von Verständigungsproblemen mit zwei australischen Studentinnen am falschen Hafen. Mein Rucksack war aber schon auf dem Boot, was inzwischen ohne uns weiter gefahren war. Zu allem Unglück bekam ich genau hier einen richtig schweren Migräneanfall. Den ganzen Tag ohne Medikamente, die Angst vor Augen, dass mein Rucksack verschwunden bleibt und ein Gewitter mit Schnee und Hagel brachten mich in eine mißliche Lage. Da half auch der ganze herrliche Titicacasee nicht mehr. Ich nahm ihn kaum noch wahr. Mein Rucksack tauchte zwar wieder auf, es war auch noch alles drin, aber ich bekam die heftigen Schmerzen trotz Medizin und Coca-Tee nur schwer wieder unter Kontrolle. Um ein Haar hätte ich das Krankenhaus aufsuchen müssen.
Abschied von der Insel mit Vollmond - einfach romantisch
Hier am Titicacasee zeigen sich inzwischen die Vorboten der Regenzeit, die im nächsten Monat beginnt. Das heißt, es kann plötzlich ganz heftige Regengüsse geben, die die Straßen in Bäche verwandeln oder schnell einmal als Schnee niedergehen. Einmal am Morgen waren die Wiesen bereits weiß. Man bereitet sich offensichtlich auch auf einen mächtigen El Nino vor. Ich sah Plakate, die aufriefen zur Bürgerversammlung zu kommen, um bei eventuellen Evakuierungen handlungsbereit zu sein.Wenn ich mir die unheimlich steilen Berghänge so anschaue, möchte ich dann auf keinen Fall mehr hier sein. Auch deshalb ziehe ich demnächst weiter. Wie immer herzliche Grüße nach Deutschland.... HW
Schippern auf dem Titicacasee

Sonntag, 25. Oktober 2015

Im Herzen des Inkareichs - Cusco und Machu Picchu

Ich bin in der Zentralregion der alten Inkaherrschaft angekommen. Bevor ich in Cusco nach wiederum spektakulärer Busfahrt eintraf, hatte ich noch die Gelegenheit weitab vom Touristen-Mainstream den kleinen Andenort Abancay zu besuchen.
So reist man auf Nebenstrecken: Gepäck auf dem Dach
und 20 Leute eng bei eng im Kleinbus.
Vorsicht ist geboten, selbst Schweine queren die Straße.
Die Berge sind aber immer überwältigend...
Drei Tage die ausgefüllt waren mit einer Regenwanderung, mit einfachem Dahinleben, mit Kontaktpflege in die Heimat und der überraschenden Teilnahme an einem Folklorefest. Als ich auf der Strasse Musik hörte, ging ich meiner Neugier folgend hinaus und war plötzlich mittendrin im Trubel. Offenbar hatten mehrere Universitäten einen Wettstreit, wer die beste Folkloreperformance auf das Parkett bringt. Nach dem lauten Strassenumzug ging es nämlich in ein kleines Stadion, wo jede Gruppe zwischen 10 und 15 Minuten eine ausgesprochen farbenreiche und rhythmische Darbietung aufführte.
Die Trachten sind...
...äußerst farbenprächtig.
Tradition und Moderne nah beieinander.
Die mitreißenden Tänze....
...gingen bis in die Nacht.
Ich war dabei weit und breit der einzige Tourist und hatte das gute Gefühl, hier wird nichts für Touristen vorgeführt, sondern so geht es wirklich zu in Peru. Interessant war für mich, dass die Studenten keine Berührungsängste mit den Bräuchen ihrer Vorfahren hatten, sondern mit Feuer und Flamme bei der Sache waren.

Cusco empfing mich dann in würdiger Form. Die Stadt, deren Name "Nabel der Welt" bedeutet, war die Hauptstadt des von Ekuador bis Chile reichenden Inkastaats und soll so groß und noch reicher als Rom gewesen sein.
Der Nabel der früheren Welt von oben....
...und bei Nacht.
Die Spanier machten nach der Eroberung alles platt und errichteten auf den Grundmauern sozusagen eine neue Stadt. Die Inkamauern haben bisher jedem Erdbeben stand gehalten, weil ihre Steine paßgerecht zugehauen waren, die Mauern der Spanier fielen dagegen häufig in sich zusammen. Cusco besitzt außergewöhnliche Bauwerke, wird aber auch von Touristenmassen geflutet. Man wird ständig angesprochen, um irgendetwas zu kaufen, sei es eine Tour ins "Inkahinterland" oder einfach nur Handwerkskunst oder Souvenirs.
Eine Inkagrundmauer mit dem berühmten zwölfeckigen Stein
Mein eigentliches Ziel hieß aber Machu Picchu. Dorthin zu gelangen ist inzwischen ein Paradebeispiel für die scheinbar außer Rand und Band geratene, irgendwie verrückte Toruismusindustrie, die ich aber mit meinem Wunsch leider genauso unterstütze und fördere. Der legendäre Inka-Trail dorthin ist seit einigen Jahren fest in der Hand von Reiseorganisationen. Für sehr viel Geld kann man 4 bis 5 Tage auf den historischen Inkapfaden laufen und in Zelten übernachten. Das Gepäck wird von Trägern transportiert. Zu jeder Pause setzt man sich an vorbereitete und gedeckte Tische. Inzwischen sind solche Trails Monate bis Jahre im Voraus ausgebucht. Dies wäre aber nicht meine Art des Reisens gewesen und auf eigene Faust darf man den Inkatrail nicht mehr begehen. Da ich aber Machu Picchu auch nicht wie der Durchschnittstourist organisiert und für einen Haufen Geld per Bahn besuchen wollte, mußte ich einige Umwege in Kauf nehmen.
Blick auf die Abbruchkante und die weitere "Straße"
Solche Holzbrücken wurden mit Karacho überfahren
Das hieß zunächst eine Busfahrt bis in die Nähe des Ortes, entlang auf Straßen, die teilweise nur Wege waren und wo der 500 m tiefe Abgrund scheinbar nur wenige Millimeter neben dem Autoreifen losging. Zum ersten Mal hatte ich ähnliche Gefühle wie beim Fliegen.....
Um dann in den Ort Aguas Calientes unterhalb von Machu Picchu zu gelangen, mußte weitere 10 Kilometer auf Eisenbahnschienen entlang gelaufen werden. Ich überholte dabei leicht kopfschüttelnd etwas schlecht informierte Leute, die mit Rollkoffern unterwegs waren. Leider wurde ich auf dem Weg fast unbemerkt von Sandfliegen zerstochen, so daß am Abend Arme und Beine nur noch unförmige, dicke, rote und juckende Fleischbatzen waren. Am nächsten Morgen begann der Wettlauf um einen guten Eintrittsplatz um 4.15 Uhr mit dem Aufstehen. Genau 5 Uhr wurde das Tor geöffnet, was Fußgänger davon abhielt, noch zeitiger vor dem 500 Höhenmeter oberhalb gelegenen offiziellen Eingangstor zu stehen. Als ich Punkt  fünf zum unteren Eingang kam und damit spekulierte, dass ich mit wenigen Frühaufstehern der einzige wäre, mußte ich mich an einer ca. hundertköpfigen Schlange anstellen, alles junge Leute mit wenig Geld, die sich das sündhaft teure Busticket nach oben sparen wollten. Dann begann das Rennen. Jeder wollte schnell oben sein, vor allem noch vor Ankunft der ersten Busse aus dem Tal. Ich konnte mich ausgerüstet mit dem von meiner Familie geerbten Sonntag´schen Ehrgeiz letztendlich bis auf Platz 7 vorarbeiten und wurde mit Fotos von Machu Picchu ohne Menschen belohnt, ein sicher seltener Anblick. Trotzdem stellte sich mir die Frage: Ist es das alles wert? Die Antwort muss sich jeder selbst geben.
Mystisches Machu Picchu
Das Wetter war leider nicht ganz so gut. Leichter Regen und umher ziehende Nebelschwaden erzeugten aber genau die mystische Atmosphäre, die Machu Picchu umgibt. Bis heute weiß man nicht, welche Aufgabe die Anlage hatte. Es gibt einige gut erhaltene Gebäude, die Stadt war als ein Zentralpunkt in das System der Inkapfade fest eingebunden, sie konnte bestens verteidigt werden und war autark angelegt, d.h. mit Wasserversorgung und Feldern zum Nahrungsmittelanbau. Ob es eine Sommerresidenz eines Inkaherrschers war,  eine religiöse Kultstätte oder die Wohnstatt der Sonnenjungfrauen, darüber wird immer noch spekuliert. Da die Inkas keine Schriftsprache hatten, fehlen also auch alte Aufzeichnungen, die für Aufhellung sorgen würden.
Jeder Stein sitzt....
Mir gefiel die Stadt außerordentlich gut. In eine sagenhafte Landschaft eingebettet, strahlte sie immer noch soviel Geheimnis und Romantik aus, dass ich fast den ganzen Tag dort zubrachte. Eingeschlossen war dabei die Besteigung eines noch einmal 500 Höhenmeter über der Stadt liegenden Berges, der eine phantastische Aussicht auf die Anlage bot. Nach langem Warten auf dem Gipfel öffneten sich auch noch die letzten Nebelschwaden und ich konnte den Anblick von oben genießen.
Der Nebel hat sich verzogen....
Jetzt sitze ich in Aguas Calientes fest. Die Einheimischen streiken wegen eines umstrittenen Dekrets, was die weitere Privatisierung der Anlagen um Machu Picchu fördern soll. Dabei sind Straßenbarrikaden errichtet worden, so dass der An- und Abtransport der Touristenmassen zum Erliegen gekommen ist. Mich stört es recht wenig, im Gegensatz zu den Urlaubern, die auf Flüge angewiesen sind und die dadurch ziemlich entnervt durch den Ort laufen. So weit ich den Aufruhr verstehe, sind viele Einheimische gegen eine weitere Privatisierung, weil dadurch zwar mehr Kapital einfließt, die Gewinne aber wohl wieder nur wenigen Leuten im eigenen Land und irgendwelchen Ausländern zu Gute kommen.
Kämpferische Entschlossenheit....
Hier wird an der Hoteltür gerüttelt.
Alle sind unterwegs...
Beim Demonstrationszug durch den Ort sehe ich vor allem die Armen des Dorfes, die sich daran beteiligen. Die Hotelbesitzer oder deren Verwalter haben ihre Einrichtungen vorsorglich verriegelt und lassen sich nicht blicken. Zu allem Überfluss gibt es dann noch aus wirklich heiterem Himmel ein Gewitter mit Hagelschauern. Es paßt zur ganzen Situation und ich bin froh, jetzt nicht oben in Machu Picchu zu sein, sondern mich in mein Hostelzimmer zurückziehen zu können, um dem Hageltrommeln auf die vielen Wellblechdächer des Ortes zuhören zu können... Wie immer beste Grüße HW

Sonntag, 18. Oktober 2015

Mitten durch die Anden

Inzwischen bin ich einige Hundert Kilometer im Hochland der Anden südwärts gekommen. Grob vereinfacht ziehen sich zwei mächtige Gebirsketten im Abstand von 200 bis 600 km Breite 7000 km durch ganz Südamerika von Nord nach Süd. Dazwischen liegt ein Hochland, was keineswegs glatt und eben verläuft, wie ich das aus anderen Gebirgen Europas kenne. Das Hochland hier in Peru ist genauso zergliedert, wie die Seitenketten mit hohen Pässen und tiefen Tälern, nur nicht ganz so hoch wie die beiden Randgebirgsketten. Ich hatte das Glück noch einmal mit der Eisenbahn eine über Hundert Kilometer lange Strecke zu fahren. Diesmal war es fast noch abenteuerlicher als die erste Fahrt. Der Zug war ein Wrack und den Zugbegleitern war alles egal. Nur wenige Touristen fuhren mit.

Noch eine beeindruckende Eisenbahnfahrt.....
...durch die grandiose Bergwelt....
...bis in das kleine Örtchen Huancavelica (3680 m)
Ich konnte herrlich an der geöffneten Wagentür stehen, mich weit hinauslehnen und die wunderbare Gebirgslandschaft genießen. Wo gibt es so was noch in Europa? Vielleicht bei der Moritzburger Kleinbahn, aber dort ist die Landschaft nicht ganz so dramatisch wie hier. Für diese Blicke, die sich mir tief eingeprägt haben, konnte ich die versch.... Toiletten und das fehlende Wasser locker verschmerzen.
In der nächsten Stadt, viel kleiner und mit fast 3700 m noch etwas höher gelegen, zeigten sich endlich die Anden von ihrer besten Seite. Ich fand Wege, sicher nicht für Wanderer, dafür aber für die dort oben lebenden Hirtenfamilien, konnte bis auf 4700 m hochsteigen und mich in den unendlichen Weiten dieser Bergwelt emotional verlieren. Die schier unendliche Weite ist unvergleichlich mit allem, was ich bisher an Gebirgen erlebt habe.
In diesen Hütten wohnen die Hirten
Blick auf den zurückgelassenen Ort
Und weiter in die weit über 4000 m hohe Bergwelt hinein
Physisch war das Orientieren für mich etwas Geübten recht einfach. Meist war sogar im Tal noch ein Zipfel des Ortes zu erkennen, auf den man wieder zulaufen konnte. Oben angekommen, begeisterten mich zahlreiche Lama- und Alpakaherden, von Hirten und Hunden war keine Spur zu sehen, so dass ich mich anschleichen und mitten in den Herden herrliche Fotos schießen konnte. Die Tiere waren ziemlich neugierig und beobachteten mich genau. Sie ließen mich relativ nah heran, bevor sie weitertrabten.
Was rennt denn hier für ein Ausländer rum,
scheinen sie zu denken....
Die Alpakas sind zottliger und im Gesicht "unrasiert"
Rechts die Lamas dagegen haben nicht so viel Wolle
und sehen im Gesicht "rasiert" aus
Ein einziges Mal mußte ich selbst flüchten. Als ich ein Baby-Lama vor der Linse hatte, baute sich ein ziemlicher Brocken vor mir auf, wahrscheinlich das Leittier. Ich zahlte lieber Fersengeld, ich hatte doch irgendwann einmal etwas von Anspucken gehört.
An das süße Baby-Lama kam ich nicht von vorn ran.
Und endlich konnte ich mich den Einheimischen etwas annähern. Normalerweise scheint dies etwas schwierig zu sein. Mir fällt auf, dass die Menschen hier, den Augenkontakt vermeiden. Da kannst du noch so strahlend und freundlich in die Welt blicken, sobald sich zwei Augenpaare treffen, schaut dein Gegenüber weg. Da bleibt nur die Möglichkeit des direkten Ansprechens.
Kinder bilden die Ausnahme, mit ihnen bist du schnell
im Gespräch, der Junge führte gerade sein Lamm durch die Stadt
Bei einer Wanderung sah ich am Stadtrand an einem Zelt viele mit bunten Decken schmuck gekleidete Frauen stehen und sitzen, die auf etwas warteten. Nach langem Zögern sprach ich zwei von ihnen an. Natürlich stellte ich mich mit meinem sehr gebrochenen Spanisch vor, mit Deutschland und Lehrer und Menschen, die ich gern fotografieren würde, lobte ihre wirklich schöne Kleidung und siehe da: wir waren im Gespräch. Sie fragten mich aus, ich gab bereitwillig Auskunft und endlich konnte ich mein Familienbild einmal aus der Tasche ziehen. Das war dann der große Durchbruch. Jeder wollte einmal einen Blick auf die deutsche Familie werfen, ich mußte die Namen nennen, das Alter, den Beruf und viele Fragen konnte ich nicht beantworten, weil ich sie einfach nicht verstand.
Aha, so sehen die deutschen Frauen aus....
Das muss man wirklich gesehen haben...
Lustig war dabei vor allen Dingen, das sie jede Antwort von mir bekicherten und ganz besonders als ich den Namen von Ramona nannte, auch wenn mir das Warum nicht klar wurde. Das führte dann aber zu einem schönen Abschlußbild. Ich ließ alle nochmal zu einer Gruppe zusammen kommen und kurz bevor ich den Auslöser drückte, sagte ich schlicht: Mi esposa se llama Ramona. Das Ergebnis könnt ihr im Bild sehen.
Wenn der einmal Bann gebrochen ist,
 gibt es gern ein fröhliches Lächeln.
Mi esposa se llama Ramona....
Inzwischen habe ich den Landstrich durchquert, der in meiner Jugendzeit vom Terrorregime des "Leuchtenden Pfades" beherrscht wurde. Die linke Guerillatruppe wollte den Kommunismus erzwingen und hatte unter der Landbevölkerung, hier im ärmsten Teil Perus, einigen Rückhalt. Man schätzt, dass 30.000 Menschen ums Leben gekommen sind, weil Regierungstruppen und Guerillakämpfer blind die Landbevölkerung abschlachteten. Hier bedauere ich es, so wenig Spanisch zu können. Ein Besuch in einem von Witwen eingerichteten Museums in Ayacucho, der Zentrale damals, lohnte sich wegen der ausschließlich spanisch beschriebenen Ausstellungstücke nicht. Auch alle Versuche über meine Reiseorganisation SERVAS an Einheimische heranzukommen, sind hier in Peru wie schon in Costa Rica gescheitert. Ich bekomme in der Regel auf Mail-Anfragen keine Antwort. Das entäuscht mich ziemlich.

Die Siegermannschaft
Endlich konnte ich auch einmal Fussball spielende Jungs finden. Wie immer zieht mich so etwas magisch an. Hinkommen, fragen, ob ich mitspielen kann, Mannschaft einteilen (ich Schweinsteiger, du Pizarro, du Farfan) und schon geht es los. Meine Kinder wissen, dass ich das stets in Urlauben gemacht habe und das hat bisher immer geklappt. Ein herrliches Spiel mit technisch mir überlegenen Jungs am Steilabhang und meine Lunge war ob der Höhe am Zusammenklappen. Trotzdem konnte ich das 6:5 Siegtor mit der Säge feiern und wir hatten viel Spaß miteinander.
So herrlich ist diese Bergwelt....,
....und ich darf mittendrin sein.
Ganz schlimm war noch ein Hundeerlebnis. Die Biester hier rotten sich in manchen Städten zu Gruppen zusammen und sind richtig agressiv. Bei einer Wanderung stürzten plötzlich vier große Köter aus dem Gebüsch und kläfften mich an. Da ich gerade eine Treppe herunterlief, fiel ich beim kurzzeitigen Zurückweichen hin. Das betrachteten sie als Sieg und kamen bis auf wenige Zentimeter an mein Gesicht heran. Ich sehe die fletschenden Zähne noch vor mir. Mein schier übermenschliches Angst-Gebrüll ließ sie etwas zurückschrecken. Als ich mich aufgerappelt hatte, brüllte ich einfach solange weiter, bis sich die "elenden Schweinehunde" wieder trollten. Auch das ist Peru, es gibt Besseres.
So allmählich komme ich aber hier an. Manchmal kann ich über den stinkenden Dreck auch schon hinwegsehen. Und: kurzzeitig hatte ich tolle Begleiter. Vier junge Leute aus der Schweiz, zufällig kennengelernt, nahmen sich des "Alten" etwas an und ich fühlte mich schon fast wie in einer kleinen Familie.
Meine Schweizer BegleiterInnen,
zwei Katharinas, ein Thomas und ein Benjamin
Auch das ist Reisen und solche Begegnungen mit Menschen runden die Natur- und Kulturerlebnisse so richtig ab. Es grüßt ganz herzlich ein inzwischen wieder fröhlicher dreinblickender HW....