Nach meinem Machu Picchu-Erlebnis kam ich letztendlich trotz des Streikes wieder wohlbehalten in Cusco an. Ich genehmigte mir noch einen Tag, um die ehemaligen sagenhaften Tempel der Inka zu besuchen, die alle mit Gold ausgekleidet waren und wenigstens noch von den Grundmauern her zu erkennen sind. Darüber steht heute ein christliches Kloster.
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Klostergewölbe über Inkatempelgrundmauer |
Mir wurde bei dem Besuch und beim Studium der Austellungsstücke wieder deutlich vor Augen geführt, dass unsere christliche Zivilisation vor Zeiten nicht anders gehandelt hat, wie heute die Extremisten im Nahen Osten. Bauwerke zerstören, eigene darüber bauen, Kultur, Sprache und Religion verbieten und schon hat man die Menschen unterjocht. Die Sprache der Inka, das Quechua, wird erst seit kurzem wieder in manchen Gegenden in Peru in den Schulen unterrichtet.
Dann ging es weiter Richtung Süden. Noch ein Traum sollte in Erfüllung gehen.
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Es wurde wieder ein 4300 m hoher Pass überwunden |
Als ich als kleiner Junge manchmal allein im Wohnzimmer auf dem Teppich lag und den Weltatlas studierte, habe ich durch den Klang der einzelnen Länder und Städte mein erstes Fernweh entwickelt. Titicacasee - wie herrlich klang das denn? Aber ich war mir recht früh bewusst, dass ich mir solche Gedanken aus dem Kopf zu schlagen hatte, weil es für mich keine Möglichkeit gab, dorthin zu fahren. Nun aber, 45 Jahre später, war es endlich so weit.
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Puno am Titicacasee |
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Hier ist die Hutmode wieder etwas anders |
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Zwei Marketing-Studenten, über die ich mich vor allem
über den furchtbaren Müll in Peru unterhielt |
Der Titicacasee liegt auf 3800 m Höhe. Er ist 13 mal so groß wie unser Bodensee und wird auch treffenderweise Andenmeer genannt. Er hat keinen Abfluß, weil unheimlich viel Wasser durch die Lage nahe am Äquator verdunstet. Ich landete in Puno, einer recht großen Stadt, vor deren Ufer in großflächigen Schilfgebieten seit etwa 2000 Jahren noch Menschen auf schwimmenden Inseln leben. Bei einer zweitägigen See-Rundfahrt, die ich mit einer örtlichen Genossenschaft durchführte, um die Einnahmen ausschließlich der einheimischen Bevölkerung zu Gute kommen zu lassen, wurden diese Inseln natürlich mit angefahren.
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Fahrt durch die Schilfgebiete |
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Ein Schilfinselort |
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Abschied von freundlichen Menschen |
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Es herrscht reger Schiffsverkehr |
Sie halten nur etwa ein Jahr und müssen ständig erneuert werden. Obwohl die Inseln inzwischen unheimlich touristisch vermarktet werden, war es wieder beeindruckend zu sehen, wie einfach Menschen leben können. Ihre angebotenen handgemachten Textilien und Holzarbeiten waren selbst für mich als eher desinteressierten Käufer eine Augenweide.
Dann ging es weiter auf den See hinaus. Was gibt es Schöneres als bei Sonnenschein inmitten einer genialen Bergwelt über einen tiefblauen See zu schippern. Die Wolkentürme, die bei dieser Höhe fast über der Wasseroberfläche zu schweben scheinen, waren dann noch das Sahnehäubchen.
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Blauer geht es kaum.., |
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...aber die Farbe variiert ständig, je nach Wolkenlage. |
Den Nachmittag und die Nacht verbrachte ich schließlich auf einer Insel 40 km von Puno entfernt. Die Menschen dort leben sehr abgeschieden und sprechen wenig spanisch. Übernachtet wurde in ganz bescheidenem Quartier bei einer einheimischen Familie, die uns mit fleischloser Inselkost bewirtete.
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Das Fenster meiner "Hütte", einfach aber ausreichend. |
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Inselblick |
Die Insel war landschaftlich einfach nur großartig, genauso wie die dortigen Menschen. Ich kam ständig bei meiner Wanderung auf die Inselberge mit ihnen ins Gespräch.
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Faustino, 81, Bauer, mit einer Handspindel
und Alpakawolle spazieren gehend |
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Blick von ganz oben |
Bei drei Frauen half ich ein halbes Stündchen mit, den Garten umzugraben. Das war eine echte Knochenarbeit und ich mußte den Hut ziehen vor der körperlichen Kraft dieser Frauen. Meine Hilfe schien ihnen so zu gefallen, dass ich dort gleich einheiraten sollte. Die Männer waren gestorben, nur einen fünfzehnjährigen Sohn gab es noch, der zur Schule ging. Besonders rührend war noch die abschließende Bitte, ihnen die gemachten Fotos doch zuzuschicken. Als eine der Schwestern mit Stift und Zettel herauskam, überlegte ich etwas überheblich, ob sie überhaupt schreiben kann. Dann schrieb sie aber ganz flott und in so gestochener Handschrift ihre Adresse auf, dass ich innerlich ganz beschämt war.
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HW beim Umgraben |
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Eine der beiden hätte ich heiraten sollen |
Die Rückfahrt verlief dann kritischer. Bei einem Zwischenstop auf einer anderen Insel wartete ich aufgrund von Verständigungsproblemen mit zwei australischen Studentinnen am falschen Hafen. Mein Rucksack war aber schon auf dem Boot, was inzwischen ohne uns weiter gefahren war. Zu allem Unglück bekam ich genau hier einen richtig schweren Migräneanfall. Den ganzen Tag ohne Medikamente, die Angst vor Augen, dass mein Rucksack verschwunden bleibt und ein Gewitter mit Schnee und Hagel brachten mich in eine mißliche Lage. Da half auch der ganze herrliche Titicacasee nicht mehr. Ich nahm ihn kaum noch wahr. Mein Rucksack tauchte zwar wieder auf, es war auch noch alles drin, aber ich bekam die heftigen Schmerzen trotz Medizin und Coca-Tee nur schwer wieder unter Kontrolle. Um ein Haar hätte ich das Krankenhaus aufsuchen müssen.
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Abschied von der Insel mit Vollmond - einfach romantisch |
Hier am Titicacasee zeigen sich inzwischen die Vorboten der Regenzeit, die im nächsten Monat beginnt. Das heißt, es kann plötzlich ganz heftige Regengüsse geben, die die Straßen in Bäche verwandeln oder schnell einmal als Schnee niedergehen. Einmal am Morgen waren die Wiesen bereits weiß. Man bereitet sich offensichtlich auch auf einen mächtigen El Nino vor. Ich sah Plakate, die aufriefen zur Bürgerversammlung zu kommen, um bei eventuellen Evakuierungen handlungsbereit zu sein.Wenn ich mir die unheimlich steilen Berghänge so anschaue, möchte ich dann auf keinen Fall mehr hier sein. Auch deshalb ziehe ich demnächst weiter. Wie immer herzliche Grüße nach Deutschland.... HW
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Schippern auf dem Titicacasee |
Dankeschön für diese farbigen Bilder und dem farbenreichen Bericht. DAS Schöne überstrahlt und es sind immer wieder Deine Begegnungen mit den Menschen, die so menschlich offen sind, die, so erscheint es mir, keine "Grenzen" haben, die Dich aufnehmen, ganz, wie Du bist. Wie anders ist es hier, wie anders der "westliche, kultivierte, zivilisierte ..." ... eine Tragödie spielt sich hier ab!, eine menschliche ... "Friedenssucher" begegnen nach langer, lebensgefährlicher Reise, weg von Krieg und Mord, wieder dieser Fratze ...
AntwortenLöschen... eine friedvolle Weiterreise wünsche ich Dir
Liebe Grüße aus Münster, wo gerade die Kraniche durchziehen ...
... symbolträchtig ...
Christoph
Danke, Christoph, Du bist also wieder zu Hause. Dein letzter Blogeintrag klang nicht so berauschend. Es hat wohl nicht geklappt, so wie Du Dir es gewünscht hattest? Herzliche Grüße in den Herbst.... HW
LöschenDass Du deinen Rucksack wiedergekrickt hast ist schon ein kleines Wunder ,hoffe der Kopf ist wieder schmerzfrei .;die Gladbachsiege könnten vielleicht dabei helfen! !Bleib gesund, ich drücke Dir die Daumen. LG fried
AntwortenLöschenEs läuft bei den Borussen, endlich sind wir wieder dort, wo wir hingehören....
LöschenSehr schöner Eintrag. Aufregende Gute-Nacht Geschichte für Robi und mich :)
AntwortenLöschenLiebe Grüße!
Danke...., gibt es die Geschichten jetzt abends im Auto am einsamen Strand? Gruß zurück, Papa.
Löschender tümpel ist ja gigantisch! das hätte ich mir niemals derart groß vorgestellt - auf dieser höhe. wenn mich zweitfrauen nur zum arbeiten bräuchten, tät ich auch flüchten. die lebensumstände scheinen ziemlich ddr zu sein - einfach aber ausreichend. komm gut wieder runter aus dem himmel!
AntwortenLöschenGing mir auch so, es ist wirklich ein Riesen-See. Er hat keinen Abfluß. Alles, was von den Bergen in der Gegend runter kommt, läuft dort rein. Na ja, vielleicht hätten sie mich auch nicht nur zum Arbeiten gebraucht, weiß ich nicht....;-) Der Vergleich mit der DDR hinkt etwas, es geht ihnen dort viel schlechter, wobei man schauen muss, dass sie vielleicht auch gar nicht so viel materiellen Wohlstand wollen, auch das weiß ich nicht.... Danke für Deine Kommentare. Ich weiß Ihr Interesse sehr zu schätzen, verehrte Frau Meier.
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