Unser Weg nach Kapstadt führt uns parallel zur Küstenlinie des Indischen Ozeans südwärts. Gelegentlich fahren wir entweder ein Stück ins Landesinnere oder wählen einen Unterkunft am Meer. Wir kommen in erster Linie durch die fast ausschließlich von Schwarzen besiedelten Regionen Kwazulu-Natal bzw. die ehemaligen Homelands Transkei und Ciskei. Wir sehen zwar zahlreiche Slums, aber auch größere Siedlungsprojekte mit kleinen gleich aussehenden Häusern, die offensichtlich von der Regierung gebaut werden, um den Slumbewohnern menschenwürdigere Wohnverhältnisse zu bieten.
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Immer weiter südwärts.... |
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...entlang des phantastischen Indischen Ozeans. |
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Termitenhügel können sehr kunstvoll sein... |
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...und erregen manchmal das Interesse anderer Tiere. |
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Straußenfarmen mit hunderten Exemplaren begegnen uns häufig,... |
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...wobei wir offensichtlich auch das Interesse der Tiere erwecken. |
In den Städten und Dörfern fallen uns oft Männer aber ganz besonders Frauen auf, die einen gequälten Gesichtsausdruck haben. Wir wissen nicht, was mit ihnen los ist. Wir ahnen aber, dass wir gerade wieder einem HIV-positivem Menschen ins Gesicht schauen. Die Zahlen dazu sind schockierend. Man schätzt, das 25 % der Südafrikaner mit dem AIDS-Virus infiziert sind. Dazu berichten einschlägige Studien, dass die enormen AIDS-Raten vor allem mit der hohen Zahl von Vergewaltigungen zusammenhängen. Hier steht Südafrika weltweit an erster Stelle, genauso wie in der Verbrechensstatistik. Zynisch ausgedrückt ist die statistische Wahrscheinlichkeit, dass eine schwarze Frau Opfer eines sexuellen Missbrauchs wird in Südafrika höher, als dass sie schreiben und lesen lernt. Andere Studien deuten an, dass durchschnittlich ein Viertel der Mädchen einer Klasse den Virus in sich tragen, jedoch nur sehr wenige der Jungen. Das bedeutet, dass all diese Mädchen keinen sexuellen Kontakt mit ihrer Altersgruppe hatten, sondern mit älteren Männern. Immer noch wird im Volksglaube angenommen, dass sich AIDS heilen ließe, wenn man mit einer Jungfrau schläft. All diese Informationen legen einen dunklen Schleier über die Erfolgsgeschichte der gewaltlosen Abschaffung der Apartheid und lassen uns in manches Gesicht mit anderen Augen blicken.
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Kein Rassismus mehr, beteuern meine Gesprächspartner |
Gibt es immer noch Rassismus in Südafrika? Nein, beteuern vier Männer, mit denen ich einen Abend im Hostel verbracht habe, drei sind schwarz, einer weiß, sie sprechen vier verschiedene Sprachen und haben vier verschiedene Religionen. Jeder verdient das gleiche Geld, jeder ist vor dem Gesetz gleich, wir sind stolz auf unser Land und auf Nelson Mandela, sagen sie fast gleichlautend zu mir. Das scheint zu stimmen, aber die Praxis läuft vor unseren Augen ganz anders ab. Der Weiße ist wohlhabend und gut gebildet, der Schwarze in der Regel arm, häufig arbeitslos und hat den schlechteren Bildungsgrad. Jeden Tag erleben wir aufs Neue, dass ein Chef in einem Restaurant, in einem Laden, in einem Hotel weiß ist und der Schwarze es ist, der bedient, putzt und die niederen Arbeiten verrichtet.
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Hinter Elektrozäunen lebt es sich sicherer |
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Ein Township, in denen noch Millionen Menschen leben |
Krass ist auch der Gegensatz in den Wohnverhältnissen. Weiße haben sich hinter hohen mit Stacheldraht besetzten Mauern verschanzt, die ärmsten Schwarzen hausen in Slums, gegen die die Favelas in Rio reine Luxusapartments sind. Wir hören, dass gerade in diesen Hütten meist die zahlreichen Ausländer wohnen, die aus vielen afrikanischen Staaten nach Südafrika drängen. Offiziell sind 4 Millionen Flüchtlinge registriert, die Dunkelziffer soll deutlich höher sein und das bei 50 Millionen Gesamtbevölkerung.
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Im Gespräch mit Abdul, der aus Tansania stammt. |
Geld und Bildung ist der Schlüssel zu sozialem Aufstieg, jeder weiß das, hier sehen wir diese Tatsache millionenfach vor uns. Was wird aus diesem Land werden? Wird auch hier die kleine schwarze Elite in Korruption versinken wie in vielen anderen afrikanischen Ländern und gemeinsam mit der weißen Oberschicht, den Rest des Volkes in anderer neuer Weise weiter unterdrücken? Oder ist das Jahrhundertprojekt der Wohlstandsangleichung einer übergroßen schwarzen Menschenmasse an das Niveau der seit Jahrzehnten europäisch lebenden weißen Minderheit in vollem Gange? Wir wissen es nicht.
All das erfahren wir Schritt für Schritt bei unserer weiteren Fahrt Richtung Kapstadt. Wir versuchen immer wieder mit Leuten ins Gespräch zu kommen, die Sicht auf das Land könnte kaum unterschiedlicher sein, je nachdem ob man mit weißen oder schwarzen Südafrikanern spricht.
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Traumhafte, menschenleere Strände..., |
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...wunderschöne Flussmündungen,... |
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...zahlreiche Großvögel.... |
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...und tosende Wellen säumen unseren Weg gen Süden. |
Dabei erfreuen wir uns natürlich auch weiterhin der wunderbaren Naturschätze, die wir bestaunen. Wir wandern durch die Drakensberge, die wie eine Mauer mitten im Land 3000 m hoch aufragen und die Grenze zur zweiten Enklave, des Königreichs Lesotho bilden. Wir besuchen den tierreichen Addo-Elephant-Nationalpark, der in erster Linie voller Warzenschweine und Zebras erscheint, uns nach langem Suchen aber auch die Elefanten nicht vorenthält.
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Nicht das Kap der Guten Hoffnung, sondern das Cap Agulhas... |
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...ist der südlichste Punkt Afrikas. |
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In der Nähe befindet sich eine bei Ebbe begehbare Höhle. |
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Das Wrack eines japanischen Thunfischtankers,
der vor einigen Jahren dort unterging. |
Wir bereisen die Wildcoast mit zahlreichen Schluchten und ausgedehnten kalten Regenwäldern, die ich von Chile her schon kenne und kommen schließlich bis zum Kap Agulhas, dem südlichsten Punkt des afrikanischen Kontinents, der uns mit Wind und hohen Wellen empfängt. Dort können wir die windumtoste Küste bei herrlichem Wetter und einigen Wanderungen geniesen. Von dort grüßen ganz herzlich Gerhard und Hans-Werner
Wenn's möglich ist, bitte ein Foto vom Tafelberg. LG friedmar
AntwortenLöschenKommt im nächsten Blog....
AntwortenLöschenLeute! Die T-Shirts auf dem letzten Bild! ☺☺☺😉 Extra für mich? ...
AntwortenLöschenKein Rassismus mehr, aber deutliche Unterschiede - verwirrend.
Das Townshipfoto ist interessant, da hätten mich einige weitere interessiert.
Klar, Frau Meier würde im dunkelschwarzen Reifrock am Meer stehen....
LöschenTownshipbesuch kommt im nächsten Blog, vielleicht wird es dann auch mit dem Rassismus noch etwas klarer... Danke für deine Kommentare, bald hast du es geschafft, ich biege auf die Zielgerade ein. Gruß HW
eher blau oder gelb ;)
Löschenzielgerade? sollte das nicht ein volles jahr werden?
Cool, dass du auch immer so viele informative Dinge die du auf deiner Reise erfährst mit uns teilst. Wirklich interessant :)
AntwortenLöschenMacht mir ja auch selber Spaß und durch das Schreiben werde ich mir bestimmt mehr merken....
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