Nach dem begeisterten Einstieg in den Krüger Nationalpark sollte ich noch eine ganze Woche dort bleiben. Um das Gebiet, was mit 20.000 qkm noch größer als Sachsen ist, näher kennenzulernen, fuhr ich Tag für Tag von unterschiedlichen Ausgangspunkten in und durch die Wildnis. Die Wege sind so angelegt, dass maximal 3 % des Parkes eingesehen werden können, so dass man für exlusive Beobachtungen schon etwas Glück haben muss. Meine lange Zeit der Anwesenheit erhöhte natürlich die Wahrscheinlichkeit des Glücks und es war immer wieder begeisternd, die unterschiedlichsten Tiere ganz hautnah zu erleben. Viele hatten vor den Autos gar keine Angst. Offensichtlich hatten sie über die Jahre hin gemerkt, dass von den bunten Blechkartons keine Gefahr ausgeht.
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Die Hütte war ein Startpunkt meiner täglichen Pirschfahrten -
wenn es dämmert, öffnen die Tore der umzäunten Camps. |
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Häufig trifft man ganz unterschiedliche Arten gemeinsam an. |
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Zebras und Giraffen harmonieren besonders gut. |
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Aber auch Schmarotzer gibt es. Der sich langweilende Schakal
wartet bis der Honigdachs seine Beute ausgegraben hat,
dann versucht er, selbst etwas abzubekommen. |
Beeindruckend waren natürlich die Nashörner, von denen es nicht mehr all zu viele gibt. Hier spielt sich seit Jahren ein regelrechter Krieg zwischen Wilderern und Wildhütern ab, der auch schon Menschenleben gekostet hat. 1 kg Nashornpulver hat auf dem Markt einen Wert von etwa 600.000 Dollar. Die Abnehmer sitzen in Südostasien, wo aus dem Horn der Tiere fragwürdige Mittel gegen Krebs oder zur Potenzsteigerung hergestellt werden. Bei diesem Preis finden sich natürlich immer Menschen, vor allem aus den noch ärmeren Nachbarstaaten Mocambique und Simbabwe, die dafür ihr Leben riskieren. Im letzten Jahr wurden angeblich 300 Nashörner im Park erlegt. Außerdem streikten die Wildhüter für eine Lebensgefahrenzulage, bei den ohnehin schon geringen Löhnen gut nachvollziehbar.
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Friedlich grasenden Nashörnern... |
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...sollte man aber nicht unbedingt zu nahe kommen. |
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Aber auch die verschiedenen Arten von Nashornvögeln.... |
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...sehen sehr reizvoll aus. |
All diese interessanten Informationen bekomme ich auf einer professionellen Safari, die ich mir geleistet habe, um auch Löwen und Leoparden zu sehen. Die Ranger kennen die Stellen und fahren sicher auch noch andere Wege, die mir als Selbstfahrer versperrt sind. Das war leider ein Trugschluss. Natürlich hatte es seinen Reiz vom erhöhten Wagen, ohne sich aufs Fahren konzentrieren zu müssen, in die Savanne zu spähen, aber außer zwei Löwen tief verborgen im Gebüsch, bekam ich keine anderen Tiere zu Gesicht, als solche, die ich selbst schon entdeckt hatte.
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Unser erfahrener Ranger hatte zahlreiche Geschichten auf Lager. |
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Gibt es einmal Löwen zu sehen,
drängen sich viele Fahrzeuge um die Stelle. |
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Viel mehr Tiere sah ich, als ich wieder allein unterwegs war. |
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Für dieses Chamäleon habe ich sogar kurzzeitig
verbotenerweise das Auto verlassen. |
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Diese wehrhaften Warzenschweine buddeln
dann noch im ohnehin schon strapazierten Grasboden. |
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Hier kommen mir Tüpfelhyänen entgegen. |
Nach einigen weiteren Tagen als Selbstfahrer wurde dann auch mir klar, dass es derzeit riesige Probleme gibt. Eigentlich sollte ich im Februar zum Ende der Regenzeit vor lauter hochgewachsenen Gras kaum Möglichkeiten haben, Tiere aus nächster Nahe zu beobachten. Das Gegenteil war jedoch der Fall. Hatte es im letzten Jahr schon kaum Regen gegeben, so war in diesem Sommer die Regenzeit komplett ausgefallen. Die Folgen waren drastisch. Fast alle Flüsse waren versiegt, Gras war in manchen Gegenden kaum noch zu sehen, stellenweise hatten sich halbwüstenartige Flächen herausgebildet und die Bäume waren vom immensen Fraß der ungeheuer großen Tierzahlen schwer geschädigt.
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Die Trockenheit hat viel Gras verdorren lassen... |
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...oder die hohen Tierzahlen haben das Gras ganz vernichtet. |
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In der Nähe des Wassers herrscht am Abend Hochbetrieb. |
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Flusspferde grasen jedoch den ganzen Tag über. |
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Marabus treten häufig in großen Gruppen auf. |
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Vorsicht ist aber immer geboten,
hier hat das Krokodil eine Antilope erwischt. |
Bei Fragen an die in den Camps ansässigen Ranger wurde meist nur betroffen der Kopf geschüttelt. So etwas hatte man noch nicht erlebt und dies wäre ja erst der Anfang. Vor allem die Elefanten machen enorme Probleme. Sie haben keine natürlichen Feinde. Gutgemeintes Parkmanagement hat durch das Anlegen von Tränken, wo über Windenergie Grundwasser gefördert wird, dafür gesorgt, dass die Tiere über genügend Wasser verfügen. Sie haben sich rasch vermehrt und vertilgen pro Tag ungeheure Mengen an Pflanzenkost. Wenn die Elefanten nicht richtig an die Blätter herankommen, werden die Bäume einfach umgestürzt, wie ich beobachten konnte. In weiten Teilen des Parks stehen nur noch buschähnliche Baumfragmente mit sehr wenig Blättern. Auch Giraffen und Kudus, beide mit großen Tierzahlen vertreten, fressen ausschließlich Blätter. Das verstärkt den Druck auf die Baumpopulationen.
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Elefanten erledigen kleinere Bäume ganz rasch,
dann fressen sie Blätter samt Äste. |
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Manche Bäume sind aber auch für sie zu dick. |
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Mein inzwischen zu meinem Lieblingstier erkorener Giraffe... |
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...verträgt ähnlich viel Nahrung wie ein Elefant... |
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...und kann auch ziemlich schnell rennen. |
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Die großen Büffelherden werden meist von mächtigen Bullen angeführt. |
Aber auch die Grasfresser, wie die geschätzten 150.000 Impalas, alle anderen Antilopenarten oder die Nashörner und Büffel, brauchen ihr Futter und zerstören vor lauter Hunger stellenweise auch noch die letzten Grasreste.
Durch die Erweiterung des Krügerparks nach Mocambique und Simbabwe hat sich die Fläche zwar noch einmal verdoppelt. Eigentlich könnten sich die Tiere bei lokaler Trockenheit in diese Regionen zurückziehen. Doch dort soll es zur Zeit genauso schlimm aussehen. Das Klimaphänomen El Nino, das mir auf meiner Reise in verschiedenster Form bereits begegnete, hat für eine der schlimmsten Trockenzeiten der letzten Jahrzehnte im Osten und Süden Afrikas gesorgt.
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Paviane scheinen aber immer irgendetwas zu fressen zu finden. |
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Körperhygiene wird offensichtlich groß geschrieben. |
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Und der Spaß darf nicht zu kurz kommen. |
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Leopard Schildkröten scheinen unter der Trockenheit zu leiden.
Nach einem kurzen Regenschauer bevölkerten zahlreiche Exemplare
die Straßen, weil sie dort gut trinken konnten. |
Eine sehr dramatische Tierbegegnung hatte ich jedoch in einem Hostel. Dort wollte ich gerade losfahren und hatte noch einen kurzen Schwatz mit Carmen, einer Weltreisenden aus Australien, die bereits 22 Jahre unterwegs war und dabei 156 Staaten besucht hatte. Plötzlich gab es Aufregung, Schreie und Schüsse fielen. Neben meinem Auto wand sich eine grau aussehende Schlange, die nach einigen Stockschlägen und einem gezielten Schuss des Hostelbetreibers erledigt war.
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Carmen fand es in Syrien ganz besonders schön,
nicht so gute Erinnerungen hatte sie an Kasachstan und Äthiopien. |
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Das Gespräch mit ihr rettete mich vor dieser
noch nicht ausgewachsenen Schwarzen Mamba. |
Es war eine Schwarze Mamba, deren Name von der Farbe ihres Racheninnenraums herrührt. Hier gäbe es keine Rücksicht, meinte der Chef. Die Schwarze Mamba geht Menschen nicht wie andere Schlangen aus dem Wege. Sie ist äußerst angriffslustig und bissig und hat eines der stärksten Gifte im Tierreich. Mir lief es wirklich kalt den Rücken hinunter. Ohne das Gespräch, wäre ich der Schlange allein begegnet, die nach meinem Geschmack eigentlich ganz harmlos aussah.
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Endlich kann ich in Ruhe Löwen beobachten. |
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Solch ein ausschließlich Blätter fressendes Kudu war die Beute. |
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Gierig stürzen sich die Tiere auf das frische Fleisch. |
Am vorletzten Tag sehe ich dann doch noch aus nächster Nähe Löwen. Instinktiv war ich in den richtigen Weg hinein gefahren und konnte eine Stunde lang ganz allein sieben weibliche Löwen beim Vertilgen eines Kudus beobachten. Der männliche Rudelführer hatte sich wahrscheinlich vorher schon satt gefressen und lag irgendwo im Schatten. Es war echt beeindruckend die Tiere fast zum Anfassen vor sich zu haben. Ich wurde zwar von ihnen registriert aber genauso stolz ignoriert. Was will ihnen denn so ein kleiner Mensch? Die Löwinnen fraßen mit ganzer Hingabe und waren von der Hitze und vom Fressen richtiggehend erschöpft. Mitunter legten sie sich für eine Weile auf den Rücken, sicher um besser verdauen zu können. Die Löwen sollten durch die Trockenheit bald noch mehr Vorteile genießen, da sie in Zukunft immer mehr entkräftete Tiere finden werden....
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Beim Fressgelage wechseln sich die sieben Tiere immer ab. |
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Mitunter werde ich aufmerksam gemustert. |
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Fressen kann äußerst anstrengend sein, der Schlaf auf dem Rücken
bringt dagegen offensichtlich etwas Entspannung. |
Nach dieser Begegnung kehre ich, ob des täglichen Aufstehens um 5 Uhr morgens etwas müde, aber auch sehr erfüllt wieder nach Johannesburg zurück und kann am Flughafen meinen Bruder Gerhard in Empfang nehmen. Es ist mir eine große Ehre, die nächsten Wochen mit ihm weiter Südafrika und später auch Namibia zu erkunden. Es grüßt wieder ganz herzlich, Euer HW
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Und zum dritten Mal Begleitung aus der Heimat |
Last euch nicht vom Löwen auffressen! Gute Reise für euch beide. LG friedmar
AntwortenLöschenHeute waren wir zwei Meter neben einem ausgewachsenen Löwen-Männchen. Er war aber zu faul, aufzustehen...
AntwortenLöschenHab ich schon über deine Abenteuer auf dem amerikanischen Kontinent gestaunt, bin ich nun noch mehr baff, was unsrer "kleiner" HW so allein in der großen Welt unternimmt. Hochachtung! Aber bitte nicht Zahnarzt spielen und die Löwen abschießen! Gruß aus der Heimat
AntwortenLöschenVolker
Keine Angst, ich schieße nur mit der Kamera...
LöschenGehe heute in's Kino Filmtitel:Colonia dignidad.LG friedmar
AntwortenLöschenSehr gut, das hole ich nach, wenn ich zu Hause bin, Ramona hat ihn schon gesehen und fand ihn ziemlich gut....
LöschenEin ausgesprochen guter Film ,ich musste immer an deinen Bericht denken und die Beschreibung der Menschen von dort.LG fried
LöschenWie cool, dass du doch noch Löwen gesehen hast! Wirklich beeindruckende Fotos von so vielen verschiedenen Tieren... Hast du live gesehen wie das Krokodil die Beute gefangen hat?
AntwortenLöschenLiebe Grüße, Joanna und Robert :)
Leider nein, einmal habe ich ein lauerndes Krokodil beobachtet, vor dem ein Reiher hin und her lief, offensichtlich reichte der eine Meter Nähe noch nicht für den Beutereflex, das Krokodil blieb regungslos liegen..
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