Samstag, 16. April 2016

Abschied von Afrika - Etoscha-Nationalpark

Wir sitzen im Dunkeln auf Holzbänken und schauen gemeinsam mit einigen anderen Leuten auf ein mit zartem Gelblicht erhelltes Wasserloch. Irgendwo knackt es im naheliegenden Gebüsch. Eine graue Masse löst sich aus dem Unterholz und kommt gemessenen Schrittes ganz langsam auf die Wasserstelle zu. Allmählich bekommt der Koloss Statur, der massige Körper, der sich vorwärts schleppt, ist im Gesicht behornt. Ein kleines Geräusch reicht aus, um die Masse zum Stehen zu bringen. Sie ändert ihre Richtung und kommt langsam auf uns zu. Schritt für Schritt nähert sich das schwere Nashorn unseren Sitzbänken. Wir können jetzt das Gesicht erkennen, die winzigen Augen, die überhaupt nicht zu dem großen Gesicht passen. Wir halten den Atem an. Zwei Meter vor uns bleibt es stehen und beäugt interessiert die Umgebung.  Uns trennt jetzt nur noch der dünne Elektrozaun. Keiner traut sich irgendeine Bewegung zu machen. Was wird passieren, wenn es einfach den Zaun ignoriert und weiterläuft? Es läuft uns ein Schauder über den Rücken. Nach einigen Augenblicken des Schauens, die uns unendlich vorkommen, dreht sich das Nashorn plötzlich um und trottet in Richtung Wasserstelle...

Der meist tischebene Etoscha-Nationalpark...
...beherbergt vor allem viele Springböcke...
...die gern auch Kämpfe miteinander austragen.
...oder Elen-Antilopen,
...die die weiten Flächen des Parks besiedeln.
Afrika endete so, wie es angefangen hatte. Die überwältigende Tierwelt packte uns noch einmal im Etoscha-Nationalpark. Wir hatten vier Tage Zeit, um ihn von West nach Ost zu durchfahren. Die Nächte verbrachten wir in Camps, die alle beleuchtete Wasserlöcher besaßen. Durch die anhaltende Trockenheit waren diese den ganzen Tag und auch die Nacht über gut besucht.

Ob ganz klein,...
...oder riesengroß...
...oder ganz verschlagen....,
...wenn der König erscheint, bleiben die Plätze am Wasserloch unbesetzt.
Wir konnten ganz in Ruhe Giraffen beobachten, die sich würdevoll dem Wasser näherten und unendlich langsam den Lebensspender zu sich nahmen. Wir sahen in der Dunkelheit sich duckende Hyänen zum Wasser huschen, die schnell tranken und genauso fast unbemerkt im Unterholz wieder verschwanden. An einem Abend besuchten Löwen die Wasserstelle. Sie verhielten sich majestätisch, wie es sich für Könige des Tierreichs geziemt. Sie kamen langsam schreitend, ohne eine Spur von Eile zu zeigen. Sie ließen sich am Wasser nieder, so als hätten sie den Trunk nicht nötig. Ab und an stand eines der mächtigen Tiere auf und ließ sich einen langen Schluck schmecken.
Endlich Wasser,...
...hemmungslos trinken....
...und für Abkühlung sorgen.
Dann Körperpflege betreiben...
..was nicht jedem so leicht fällt..
...und auch einmal zu Streit führen kann.
Ganz anders dagegen war der Besuch des Wasserlochs einer fast dreißigköpfigen Elefantenherde. Sie kamen im Geschwindmarsch, die Jungtiere konnten kaum mit den Alten Schritt halten. Vielleicht hatte der Leitbulle zu lange gezögert, bis er der Herde den Aufbruch erlaubte, vielleicht war der Futterplatz sehr weit vom Wasser entfernt, wir wissen es nicht. Der heiße Tag ließ aber den Durst am späten Nachmittag offensichtlich riesig werden. Letztlich stürzte sich die Herde schier in das kühle Naß und kannte in dem Moment nur noch den einen Gedanke des Trinkens. Anschließend betrieben fast alle Tiere eine Art von Körperpflege, in dem sie die nasse Haut mit weichem Sand bewarfen. Offensichtlich schützt dies vor Überhitzung und vor Ungeziefer. So schnell die Herde gekommen war, so flink verließ sie aber auch wieder das Terrain. Der Leitbulle zog voran und die nun mit Wasser gesättigten Tiere trotteten hinterher.
Auch das gehört zu Afrika, eines dieser herrlichen Zebras...
...ist verendet. Sofort sammeln sich...
...zahlreiche Geier...
...um ihren Hunger zu stillen...
...und ein Festmahl zu halten.
Wir konnten in diesen letzten Tagen die herrliche Tierwelt Afrikas noch einmal von ihrer schönsten Seite bewundern. Andererseits waren wir aber auch froh, als wir nach Verlassen des Nationalparks endlich wieder Asphalt unter den Rädern hatten. Wir kehrten nach Windhoek zurück, einer Hauptstadt, die aus unserer Sicht einfach ganz wenig zu bieten hatte. Deshalb fuhren wir lieber noch für einen Tag in ein etwas abseits gelegenes Dorf, dass vor einigen Jahren durch ein mit deutscher Hilfe finanziertes Projekt zum bedingungslosen Grundeinkommen in die Öffentlichkeit geraten war. Hier hatte jeder Mensch, ganz gleich ob alt oder jung pro Monat die für uns unglaublich kleine Geldmenge von umgerechnet 8 Euro erhalten. Das führte jedoch dazu, dass plötzlich die Leute des Dorfes über ein gewisses regelmäßiges Einkommen verfügen konnten. Kritiker des Projektes verwiesen darauf, dass zahlreiche Männer das erhaltene Geld ausschließlich in Alkohol umgesetzt hätten, Befürworter wiesen auf die Gründung von eigenen kleinen Unternehmen hin, die innerhalb des Projekts entstanden waren.
Zu Besuch bei Stefan und Frieda in Otjivara
Friedas jüngster Sohn Johannes,
der inzwischen eine Mutter hat, die eigenes Geld verdient.
Beim Besuch des namibischen Kulturzentrums...
...konnten wir einige Spezialitäten kosten...
...wie zum Beispiel diese fritierten Mopane-Würmer.
Wir konnten uns selbst vor Ort mit Stefan, dem ehemaligen Schulleiter des Ortes und mit Frieda, einer Mutter  von 9 Kindern, die einen kleinen Lebensmittelladen betrieb, unterhalten. Beide lobten das Projekt außerordentlich und waren der Meinung, dass dadurch Hoffnung in eine sonst abgehängte Region gekommen war. Überrascht waren wir zudem, dass die namibische Regierung aufgrund des aus ihrer Sicht erfolgreichen Projekts plant, das bedingungslose Grundeinkommen in absehbarer Zeit im ganzen Land einzuführen.
Immer hungrig...
...und voller Neugier
...suchen die Tiere Afrikas nach neuen Wegen...
...in einer unglaublich faszinierenden Umgebung.
Jetzt sitzen wir in den Startlöchern für den Rückflug. Mit Feinschmecker Gerhard konnte ich unerwarteterweise fast alle Wildspezialitäten des afrikanischen Südens ausprobieren. Neben Oryx, Kudu, Zebra und Strauß betraf das auch die etwas eigenartig schmeckenden Mopane-Würmer, die hier als Feinkost geschätzt werden. Da uns am letzten Abend im Etoscha-Nationalpark zudem noch von einem Hobbyastronomen aus Hamburg eigenhändig das Kreuz des Südens gezeigt wurde, blieb auch dieser Wunsch letztlich nicht unerfüllt. Jetzt heißt es nur noch, gesund und glücklich nach Deutschland zurückkehren. Ob und wie das gelungen ist und welches Fazit ich aus der langen Reise ziehen kann, das will ich im nächsten Blog noch etwas ausführlicher beschreiben. Bis dahin grüßt auch im Namen von Gerhard herzlich HW.

10 Kommentare:

  1. Bis zum Rückflug alles Gute und schönes Flugwetter! Viele Grüße vom Planbauer und einem Coach der noch zwei Spiele mit seinem Team in dieser Saison hat.

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    1. Danke. Du liest also immer noch mit. Freut mich. Wir werden uns, denke ich, bald mal sehen.... Gruß HW

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  2. Friedmar Sonntag16. April 2016 um 09:16

    Der Spannungsbogen über das Nashorn ist unübertrefflich,die Würmer dagegen sind nur was für absolute Gourmets.Zum Glück bin ich keiner.LG fried

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    1. Ich habe nur einen halben Wurm probiert, Gerhard einen halben Teller....

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  3. Wird Zeit, dass du zurück kommst. Am Mittwoch geht's gegen Kreischa und ich kann nicht mitmischen. Also darfst du für mich auflaufen. Ich wünsche also gute Heimreise.
    Gruß Volker

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    1. Danke, Volker. Endlich wieder Fussball, hat mir echt gefehlt. Schade, dass Du Mittwoch nicht da bist. Bis bald HW

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  4. Nächstes Jahr dann Australien, Ozeanien,Antarktis und Japan....

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    1. Leider nein, irgendwann muss ich ja auch wieder mal Geld verdienen....

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    2. Aber als Weltreise war's angekündigt. Biste denn schon halbherum gekommen?
      Auf jeden Fall freue ich mich auf einen (oder zwei) Diavorträge von Dir.

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    3. Ja, auf Neuseeland und eine Südseeinsel hatte ich mich noch vorbereitet, aber ich habe das Ende für mich immer etwas offen gehalten. Es ging ja nicht darum, irgendein selbstgestecktes Ziel unbedingt umzusetzen. So bin ich vielleicht nicht "um die Welt" aber doch sehr gut "durch die Welt" gereist. Diavorträge? Puh, das ist doch immer stinklangweilig.... Da sollten wir erst nochmal drüber reden. Herzlich HW

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