Samstag, 9. April 2016

Zu Besuch bei Damaras und Himbas - Nordnamibia

Unsere weitere Tour führt uns jetzt Richtung Norden. Wir kommen langsam in etwas stärker bewohnte Gebiete, die von verschiedenen namibischen Volksgruppen bewohnt werden. Zunächst durchfahren wir das Land der Damara, die ähnlich wie die Nama mit Klick- und Schnalzlauten sprechen.
Bei unserer Fahrt nach Norden finden wir tausend Jahre alte
Welwitschia-Pflanzen, die nur in der Namib vorkommen,
oder mit vielleicht hunderttausend Einzeltieren bestückte...
...riesige Robbenkolonien.
Endlich gibt es auch mehr Begegnungen mit Menschen,
hier helfen wir bei einer Panne mit unserem Wagenheber.
Häufig sieht man dreispännige Eselskarren...
..oder außergewöhnliche Büsche, deren Milch
 ausgesprochen giftig ist, was uns Herrero-Guide  Erwin erklärt.
Die Armut der ehemaligen Nomadenstämme ist schwer zu beschreiben. Lebten sie früher in stabilen Gemeinschaften und ernährten sie sich von der Jagd, so sind sie inzwischen durch Mangel an jagdbarem Wild seßhaft geworden und wohnen in kleinen erbärmlichen Wellblechhütten. Wenigstens scheint durch staatliche Projekte in jeder Ansiedlung ein Brunnen zu existieren, der über Windkraft oder Solarenergie die Wasserversorgung absichert.
Der Besuch eines normalen Damara-Dorfes ist für uns nicht machbar. Dafür nutzen wir aber die Möglichkeit der Besichtigung eines lebenden Museums. Hier werden dem Touristen die alten Kulturtechniken der einzelnen Völker gezeigt. Hintergrund des Projektes mit mehreren Standorten in Namibia ist einerseits, die Möglichkeit der existierenden Volksgruppen, eigenes Geld zu verdienen und damit  ihre Familien zu ernähren.
Die Damara zeigen uns ihre Tänze...
...wie man ohne Streichhölzer Feuer macht...
..oder wie das Steinspiel funktionert, was alle konzentriert verfolgen...
..wobei wir die Regeln trotz bester Erklärung nicht verstehen.
Außerdem sollen sie selbst motiviert werden, ihre alten fast in Vergessenheit geratenen Techniken und Bräuche zu bewahren. Der Besuch dort geht ganz natürlich zu. Wir bekommen von selbstbewußten Menschen die Herstellung von Werkzeugen und Schmuck gezeigt, uns werden die Heilverfahren nahe gebracht, die Bierherstellung, auch wie man mit Holzstäben Feuer macht oder wie sich der Damara mit  einem rituellen Spiel die Zeit vertreibt. Wir sind schwer beeindruckt und zahlen gern für den Besuch, der niemals den Charakter einer Zirkusvorführung mit Almosenspenden annimmt, einen ordentlichen Eintritt, der dazu beiträgt, dass zahlreiche Familien unabhängig leben können.
Weiter nördlich kommen wir in das Gebiet der Himba, denen es gelungen ist, trotz einer fast ihren gesamten Viehbestand auslöschenden Dürrekatastrophe oder der Tatsache, dass ihr Land jahrelang als Aufmarschgebiet für Kampfhandlungen zwischen Südafrika und der SWAPO-Befreiungsbewegung diente, ihr Nomadenleben zu bewahren. Wir besuchen natürlich gegen Entgelt ein Dorf, in dem derzeit 7 Männer, 27 Frauen und etwa 50 Kinder wohnen, wobei einige von ihnen als Vollwaisen vom Clan mit groß gezogen werden.
Bei den rotbraun bemalten Himba haben Haartracht...
...und Körperschmuck hohen Aussagewert.
Die Kinder scheinen sich um sich selbst zu kümmern...
...und Gerhard wurde das Angebot unterbreitet, sich für vier
Rinder noch eine Frau mitzunehmen.
Die Himba fallen durch ihre Körperfarbe auf, die aus der roten Ocker-Farbe eines Strauches oder einer dort vorkommenden Erde und Butter besteht, was sie vor der Sonneneinstrahlung und vor Mücken schützt. Sie tragen alle lediglich einen aus Fell bestehenden Lendenschurz. Auf die Brustbedeckung der Frau wird kein Wert gelegt, viel wichtiger ist, dass die Knöchel mit einem Metallschmuck fremden Blicken verborgen bleiben. Die Auswahl des Körperschmucks, die Bemalung und die Haartracht haben einen hohen Aussagewert. Man erkennt beispielsweise, welche Stellung die Frau im Familienverband hat, ob sie heiratsfähig ist oder wieviele Kinder sie hat. Im Zelt des Clanführers bekommen wir gezeigt, wie die Körperpflege durchgeführt wird. Statt im wasserarmen Land das kostbare Nass zu verschwenden und sich die Erdfarben abzuwaschen, wird jeden Morgen der Körper in den Rauch einer speziellen Rinde gehalten. Das tötet Bakterien ab und sorgt offensichtlich für eine ähnliche Reinheit, wie wir sie gewohnt sind. Leider fehlen allen Himbas die beiden unteren Schneidezähne, die im Alter von 9 Jahren aus kosmetischen Gründen ausgeschlagen werden.
Die Begegnung mit den einzelnen Volksgruppen lassen natürlich viele Fragen offen, wir sind aber beeindruckt, dass die Menschen offensichtlich diese Art zu leben, nicht eintauschen wollen.
Die Dörfer sehen erbärmlich aus.
Gideons Familie kaufen wir etwas Schmuck ab, sie sind so arm,
dass selbst die Kleidung anfängt zu zerreißen.
Die Landschaft bleibt trotz aller Armut...
...aber einfach überwältigend.
Bei unseren langen Abenden auf dem Campplatz haben wir natürlich immer Gelegenheit, uns mit dem hier so hell scheinenden Firmament zu beschäftigen. Auf der Südhalbkugel gibt es dazu einige Besonderheiten die ich bisher noch nie erwähnt habe. Die Sonne geht zwar genauso wie bei uns im Osten auf und im Westen unter. Den Weg dahin liegt sie aber über Norden zurück. Mittags um 12 Uhr weiß man genau, wo seine Heimat liegt. In der Nacht sieht man einen Sternhimmel, der Ähnlichkeiten zum europäischen Nachthimmel nur in der Hinsicht zeigt, dass halt viele Sterne am Himmel stehen. Keine Sternbilder, die man kennt, die Milchstraße sieht anders aus, man sieht Kugelhaufen von Sternen und zunehmenden und abnehmenden Mond kann man nicht mit der bekannten Eselsbrücke des altdeutsch geschriebenen a bzw. z ermitteln. Hier ist es genau entgegengesetzt. Eine Aufgabe habe ich aber ärgerlicherweise noch nicht erfüllt. Seit meiner Kindheit trage ich das Bild vom Kreuz des Südens in mir, was den alten Seefahrern zur Orientierung auf der Südhalbkugel diente.
Auf unseren traumhaften Campplätzen...
...zeigen manche Vögel...
...ein hohes Interesse an unserem Auto.
Diesen tödlich giftigen Skorpion fanden wir abends beim Zähneputzen
im Waschbecken, morgens wurde er vom Personal erschlagen.
Trotzdem bleibt das Abendlicht am Camp unübertroffen.
Trotz langem Suchens und intensiver zugehöriger Netzrecherche habe ich es weder in Südamerika noch hier im Süden Afrikas entdecken können, das wäre eigentlich ein Grund noch ein wenig länger hier zu verweilen. Dazu wird es aber nicht kommen. Wir starten jetzt in den Etoscha-Nationalpark als unserer letzten Etappe. Mir selbst fällt es von Tag zu Tag schwerer, mich für neue Erlebnisse zu motivieren. Ich befinde mich in einem Zustand der vollständigen Übersättigung und will eigentlich nur noch eins: endlich wieder einmal zu Hause zu sein. Herzlich grüßen aus dem Norden Namibias Gerhard und HW.

4 Kommentare:

  1. Friedmar Sonntag9. April 2016 um 10:29

    Das Bild von Gerhard mit der Himba-frau könnte jederzeit bei einem Fotowettbewerb mit Siegaussichten vorgestellt werden. Grandios!!!LG fried

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich soll Dich schön grüßen von Deinem Bruder und Dir sagen, Du seist ein A.... Ich finde das Bild auch cool. Vorher hat die freundliche Frau erst noch Gerhard den Bart gekrault, darüber liegen aber keine Fotodokumente vor....

      Löschen
  2. Reist ihr jetzt mit Viehherde, oder sollte Gerhard die Lady auf Rinderkredit bekommen?
    Dass ihr das Spiel nicht begriffen habt, lag bestimmt am falschen Fokus - die Erklärdame war zu jung.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Man nahm an wir wären rinderreich, wir konnten aber erklären, dass in Deutschland Polygamie strengstens verboten ist....

      Löschen